ifaa erklärt Künstliche Intelligenz
KI als Werkzeug nutzen – Potenziale für Unternehmen und Beschäftigte
Was ist Künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt. Infolge der Nutzung digitaler Anwendungen können Unternehmensprozesse optimiert werden. Mit zunehmenden Datenmengen kann KI bei der Neugestaltung von Produktions- und Arbeitsprozessen unterstützen und nachhaltig effiziente Strukturen unterstützen. Darüber hinaus erweitern neue KI-Anwendungen die Möglichkeit Produktivität, Qualität und Flexibilität zu steigern.
Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von KI werden sich in jedem Bereich der Arbeitswelt bemerkbar machen – von der Entlastung von Beschäftigten durch KI-Systeme, zu verbesserten Arbeitsabläufen und Unterstützung bei der Umsetzung neuer Geschäftsmodelle sowie die Schaffung neuer Berufe. KI-Anwendungen werden künftig in Unternehmen zu einer Steigerung der Arbeitsqualität führen und auch in Anwendungsfeldern zum Einsatz kommen, in denen die produzierende Industrie stark profitieren kann, wie vor allem in der Fertigung, Logistik bzw. Lager- und Materialwirtschaft und in der Montage [14], [31].
Wie funktioniert KI?
Künstliche Intelligenz umfasst viele Bereiche, ist jedoch weiterhin nicht eindeutig definiert. Als Teilgebiet der Informatik gehört KI zu einer Wissenschaft, die Systeme, Verfahren und Algorithmen entwickelt. KI-Systeme sind Software, Maschinen oder Roboter, die abstrakt beschriebene Aufgaben eigenständig erledigen, ohne dass jeder Schritt vom Menschen programmiert wird.
KI-Systeme nutzen heutzutage in den meisten Fällen Methoden des maschinellen Lernens. Diese führen Berechnungsschritte automatisiert ohne vorprogrammierte Lösungswege durch. Anhand von in Trainingsmodellen eingesetzten Lernalgorithmen können vorherige Modelle verbessert und an die Zielsetzung angepasst werden.
Künstliche neuronale Netze (KNN) sind ein Teilbereich des maschinellen Lernens und werden in praktisch allen modernen KI-Systemen eingesetzt [15]. Hierbei bilden Computermodelle die grundlegende Funktionsweise des menschlichen Gehirns nach. Die Daten für diese KI-Systeme kommen aus digital vernetzten IT-Systemen. Anhand von Beispieldaten entwickeln sich KI-Systeme weiter und können sich auf bislang unbekannte Daten anpassen. Die Lernalgorithmen verarbeiten auf diese Weise Informationen und lernen ohne direkte menschliche Einwirkung aus Prozessen, um sich selbst zu verbessern. Der Technik werden durch den Ansatz des maschinellen Lernens Fähigkeiten verliehen, um Lösungswege eigenständig einzuschlagen, aus Daten und Erfahrungen zu lernen und Aufgaben verbessert auszuführen.
Gestaltung von KI-Anwendungen
Die Einführung von KI-Anwendungen in Unternehmen bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen Unternehmensleitung, Führungskräften und Beschäftigten, um das Potenzial der KI auszuschöpfen und mögliche Herausforderungen gleichzeitig bearbeiten zu können. Als Voraussetzung für eine erfolgreiche und weite Inbetriebnahme von KI benötigt ein Unternehmen die Akzeptanz der Mitarbeitenden, um ein positives Verhältnis zwischen Mensch und Technik zu schaffen sowie aus den Beschäftigten und Interessensvertretungen Gestalter des Wandelns zu machen. Das Changemanagement, ein Gestaltungsinstrument, das die Einführung von KI in Unternehmen erleichtern soll, sieht dafür eine strukturierte Einbeziehung und Vorbereitung der Mitarbeitenden auf ihr neues KI-Umfeld vor. Die praktische Einführung von KI in Unternehmen gestaltet sich phasenweise, um eine erhöhte Sensibilisierung und Beteiligung der Beschäftigten zu begünstigen [16].
Eine klare Zielsetzung und Folgenabschätzung sollte von Beginn an Beschäftigte und Interessensvertretungen bei der Einführung von KI begleiten. Hierbei sollten Informationen über die Funktionsweise und Potenziale der KI-Systeme an Beschäftigten weitergegeben werden, um Mobilisierung und Impulse für einen neuen oder verstärkten Einsatz von KI-Techniken zu fördern.
In einem zweiten Schritt steht die Gestaltung des KI-Systems hinsichtlich einer menschengerechten und produktiven Umsetzung im Vordergrund. Zentral ist die Mensch-Maschine-Interaktion. Mit zunehmender Aufforderung der Beschäftigten mit „lernenden Systemen“ zu interagieren ist es wichtig, die Arbeitsumgebung bestmöglich zu organisieren.
Das KI-System muss zudem sinnvoll in bestehende Organisationsstrukturen und Prozesse integriert werden, um einen leichtgängigen Übergang zu ermöglichen. Pilotprojekte und Experimentierphasen sind geeignet, um Anpassungsbedarfe ersichtlich zu machen und Ergänzungsmaßnahmen für die Gestaltung neuer Aufgaben sowie notwendige Qualifizierungsanforderungen für Beschäftigte einzuleiten.
Nach der Implementierung des KI-Systems beruht eine erfolgreiche Einbindung der KI im Arbeitsumfeld auf kontinuierlichen Überprüfungen sowie die daraus folgenden notwendigen Anpassungen im Hinblick auf Gestaltung, Arbeitsorganisation und Qualifizierung. Wiederholte Nachprüfungen haben den Vorteil, dass Verbesserungsvorschläge bezüglich der Prozesse und Erfahrungsberichte der Beschäftigten berücksichtigt werden.
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine prägende Universaltechnologie, bietet zahlreiche Chancen für Unternehmen, verändert dadurch auch die Arbeitswelt, die Betriebsorganisation und die Geschäftsmodelle grundlegend.
- Welche Anwendungen können mit KI unterstützt werden?
- Wie muss KI gestaltet sein?
- Wobei hilft KI?
Pragmatisch erforscht und erprobt das ifaa praktische Ansätze und Vorgehensweisen, um die Potenziale der KI für Unternehmen und deren Beschäftigte zu nutzen. Anwendungen finden sich in vielen Produktions- und produktionsnahen Unternehmensbereichen: In der intelligenten Prozessautomation, Personaleinsatzplanung, Robotersteuerung, Qualitätskontrolle, vorausschauenden Instandhaltung oder zur Unterstützung des Wissensmanagements und der Kompetenzentwicklung. Das ifaa untersucht KI in verschiedensten Branchen, wie beispielsweise in der Industrie, in der Medizin, bei Banken und Versicherungen oder im Allgemeinen in administrativen Tätigkeitsfeldern.
KI ist für das ifaa ein Querschnittsthema, das alle Themenfelder und Projekte betrifft und deshalb fachbereichsübergreifend im ifaa bearbeitet wird.
Einsatz von KI-Anwendungen
KI muss verstärkt als Werkzeug genutzt werden, ihre Anwendung in der produzierenden Industrie ist weiterhin ausbaufähig. KI-Systeme haben das Potenzial in vielen Bereichen Betriebe, administrative Verfahren und Beschäftigte zu unterstützen und zu entlasten. In unterschiedlichen Bereichen der Industrie finden KI-Systeme bereits Anwendung. Zum Beispiel in der Schicht- und Personaleinsatzplanung, Qualitätskontrolle, vorausschauenden Instandhaltung und im Wissenstransfer. Ferner finden KI-Technologien auch in weiteren Branchen wie in der Medizin, im Bankwesen, im Versicherungswesen und Rechtswesen Einsatzmöglichkeiten.
KI unterstützt die Schicht- und Personaleinsatzplanung
KI in der Schicht- und Personaleinsatzplanung fördert eine optimierte und bedarfsgerechte Organisation der Arbeitskraft im Hinblick auf eine nachhaltige effiziente Ressourcenplanung [20]. Die KI vereinfacht Verwaltungsaufgaben wie Urlaubsanträge und kann anhand der schnellen Reaktionszeit auf Krankmeldungen und kurzfristige Personalausfälle reagieren [18]. Führungskräfte erhalten zudem die Möglichkeit auf schnellstem Weg Informationen, Änderungen und Aufgaben an Beschäftigte zu übermitteln. Schichtpläne bekommen durch KI eine größere Transparenz, Attraktivität und eine individualisierte Anpassung an weiche Faktoren, wie z. B. Wünsche, Interessen und Bedarfe von Mitarbeitenden. Die Zufriedenheit der Beschäftigten wird auch dadurch gestützt, dass es der KI gelingt bei der automatischen Planerstellung eine grundsätzliche Gleichbehandlung zu gewährleisten.
Um eine stetige Verbesserung der KI in diesem Bereich zu gewähren, kann beispielsweise direktes Feedback durch die Beschäftigten zu vergangenen Schichtplänen oder der Einsatzplanung in Planungssysteme abgespeichert werden [19]. Diese Daten können analysiert und in Verbindung zu Arbeitsmustern, Leistungsfähigkeiten und Gesundheit der Beschäftigten gebracht und in späteren Plänen berücksichtigt werden. Somit passt sich die KI immer mehr dem Anwendungsfall an und führt zu einer Optimierung der Personalplanung.
KI im Personalwesen
Im Personalmanagement können bei Bewerbungsgesprächen und im Rekrutierungsprozess KI-Systeme angewendet werden, um passende Kandidaten auszuwählen und bessere Einstellungsentscheidungen zu treffen [21].
Als Optimierungsmaßnahme im Rekrutierungsprozess können Arbeitsmarktanalysen von KI-Systemen durchgeführt werden und ermitteln, wie Angebot und Nachfrage zu bestimmten Kompetenzen stehen. Diese Systeme analysieren den Zusammenhang zwischen Stellenausschreibungen und Kompetenzbereichen. Ferner kann Matching-Software mithilfe von Persönlichkeitsanalysen Bewerbende vorauswählen, indem die Persönlichkeit mit den Jobanforderungen verglichen werden. Auch Systeme, die Social-Media-Plattformen durchsuchen, um übereinstimmende Kandidaten zu finden, gehören zu den Anwendungsmöglichkeiten von KI im Personalwesen.
Sogenannte Roboterinterviews, Bewerbungsgespräche die digital vorgenommen werden, nutzen KI, um Mimik, Sprache und Stimme zu analysieren, mit dem Ziel Gefühlslagen wie Begeisterung oder Gleichgültigkeit und effektive Ansprache bei Kandidaten festzustellen und somit auf die Übereinstimmung der Interessen von Arbeitnehmer und -geber zu prüfen.
KI unterstützt Robotersteuerung
Die Anwendung von Robotik im Rahmen der industriellen Fertigung bietet seit langem die Möglichkeit, den Menschen in seiner Arbeit zu entlasten, bspw. durch die Übernahme von repetitiven Tätigkeiten. Umfangreiche Vorbereitungsmaßnahmen auf neue Arbeitsschritte, deren benötigtes Expertenwissen und gleichzeitig kundenindividuellere Produkte führen dazu, dass vielfach nur eine Massenproduktion als rentabel gilt. Im Rahmen von zukünftigen Produktionsprozessen bedarf es daher einer individuelleren Anleitung des Roboters durch den Menschen, um eine flexiblere Automatisierung zu realisieren. Hierbei arbeiten Mensch und Roboter Hand-in-Hand. Durch lernfähige Roboter, welche auf Basis von KI agieren, wird diese flexiblere Automatisierung ermöglicht [12], [10].
Durch Computer Vision sind die lernfähigen Roboter in der Lage, ihre Umgebung wahrzunehmen und sich dem Menschen und dessen individuellen Arbeitsumfeld anzupassen. Lernfähige Roboter können neue Arbeitsschritte erlernen, indem der Mensch diese demonstriert. Der Einsatz von KI ermöglicht dabei, dass der lernfähige Roboter seine erworbenen Fähigkeiten in Zukunft autonom verbessert [13], [1].
Der Nutzen des Einsatzes wird in mehreren Bereichen sichtbar. KI ermöglicht eine gesteigerte Flexibilität, sodass der Roboter in Abhängigkeit des Unternehmensbedarfes Fähigkeiten erlernen kann. Ebenfalls lassen sich neue Anwendungsgebiete erschließen und hochwertigere Arbeitsplätze realisieren. Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich die Produktivität durch den Einsatz von lernfähigen Robotern erhöhen wird [11].
KI ermöglicht Intelligent Process Automation (IPA)
In der produzierenden Industrie dient die Intelligent Process Automation (IPA) der Automatisierung und Verwaltung von digitalen Prozessen. IPA besitzt durch die Fähigkeit des maschinellen Lernens ein größeres Datenverarbeitungs- und Analysevermögen und kann komplexe Aufgaben automatisieren, bearbeiten und interpretieren [23]. Die Lern- und Anpassungsfähigkeit der IPA resultiert in autonomem Handeln und begrenzter menschlicher Interaktion. D. h., eine Prozessautomatisierung durchläuft die Abläufe ohne Steuerung oder Beobachtung durch den Menschen und kann somit zu einer Entlastung der Mitarbeitenden und schnelleren Reaktionszeiten in den Prozessen führen. IPA kann durch vielfältige Einsatzmöglichkeiten eine Automatisierung in neuen Bereichen ermöglichen und wird deshalb oft als Erweiterung der RPA (Robotic Process Automation) betrachtet.
Demgegenüber dient RPA der Automatisierung informationstechnischer Tätigkeiten und Routineaufgaben, die nur eine niedrige Beanspruchung kognitiver Fähigkeiten voraussetzt [22]. Im Gegensatz zu IPA hat die RPA keine KI-Eigenschaften, sodass Programmroutinen und Funktionsregeln manuell programmiert werden müssen. Ihr Einsatzpotenzial liegt im indirekten Bereich, z. B. in der Analyse der Ist-Situation, der Optimierung von Prozessen und Prozessanalysen. Die RPA zeichnet sich durch eine einfache und schnelle Umsetzbarkeit sowie geringe Kosten aus. Auch sie kann zu einer Produktivitätsverbesserung führen und Durchlaufzeiten reduzieren. Letztlich dienen beide Systeme der Entlastung von Mitarbeitern und der Automatisierung von mehr oder weniger komplexen Prozessen.
Das Zusammenspiel von lernender KI und regelbasierter RPA kann man sich beispielsweise so vorstellen: Eine KI erkennt die relevanten Daten in einer unstrukturierten E-Mail, kategorisiert die Inhalte und extrahiert die Daten wie z. B. Vorgangsdetails, Kundenname und das bezeichnete Produkt, woraufhin eine RPA automatisiert diese Daten in die Auftragsdatenbank kopiert und speichert.
KI unterstützt die Qualitätskontrolle
In der Qualitätskontrolle wird KI angewendet, um durch kontinuierliche Verbesserung hohe Qualitätsansprüche zu erreichen und aufrechtzuerhalten. Praktisch können KI-basierte Inspektionssysteme diese Routineaufgaben übernehmen, Fehleranalysen selbstständig erlernen oder auch Konstruktions- und Produktionsfehler erkennen [18]. Außerdem kann die Einführung von KI zur Qualitätskontrolle in der Industrie subjektive Einflussfaktoren eliminieren, wie zum Beispiel von Mitarbeitern individuell festgelegte Überprüfungsparameter, sowie Erfahrungsmangel oder Engpässe der Personalressourcen umgehen.
Im direkten Kundenservice kann KI relevante Kundendaten und Informationen zusammentragen und eine Wechselwahrscheinlichkeit von Bestandskunden prognostizieren. Anhand dieser Daten können Handlungsempfehlungen für individuelle Kunden erstellt werden. Somit werden fehlende oder unangepasste Handlungsempfehlungen umgangen und die Mitarbeiter entlastet.
In einem Produktionsumfeld können KI-trainierte Industriekameras eingesetzt werden, um Rohmaterial, Bauteile oder Fertigteile zu analysieren und Anomalien wie Produktions- und Konstruktionsfehler zu identifizieren. Der hohe Aufwand und die Belastung für Mitarbeitende einzelne Teile zu überprüfen können durch die Industriekameras aufgehoben werden, die als digitaler Assistent Anwendung finden und sowohl unterstützend als auch entlastend für die Beschäftigten wirken.
KI ermöglicht die vorausschauende Instandhaltung
In vielen Bereichen der Industrie gehört eine regelmäßige Wartung und Instandhaltung von Maschinen und Anlagen zur Routine. Die Feststellung von Schwachstellen und Verschleiß führen oft zu Unterbrechungen in größeren Abschnitten oder der ganzen Produktionskette [17]. Hinzu kommen hohe Kosten für Ausfallzeiten.
Schlechte Wartungsstrategien können die Gesamtproduktionskapazität verringern und der Wettbewerbsfähigkeit schaden. Um dies zu vermeiden, gilt es, eine effiziente Instandhaltung zu organisieren. Im Gegensatz zu einer reaktiven Instandhaltung setzt die vorausschauende Instandhaltung auf Prozessdaten, um Ausfälle vorherzusagen und Maßnahmen zwar rechtzeitig, aber nur nach Bedarf einzuleiten [18].
KI wird u. a. zur Anomalieerkennung in Vorhersagemodellen verwendet [15]. Für Produktionsbereiche werden Regeln erstellt, um bei auffälligen Werten eine automatisierte Identifizierung und Entschärfung von Fehlerursachen zu ermöglichen. Historische und Echtzeitdaten werden genutzt, um Frühwarnungen vor Maschinenzustandsfehlern oder drohenden Maschinendefekten mit hoher Genauigkeit zu geben. Somit wird proaktiv auf mögliche Ausfälle reagiert und ungeplante Stillstandzeiten und -kosten werden minimiert.
KI unterstützt den Wissenstransfer und die Kompetenzentwicklung
Große Herausforderungen für Unternehmen sind der demografische Wandel, fehlende Fachkräfte und der Wissensverlust nach Renteneingang. Mit zunehmender Komplexität in der Produktion ist die Übertragung von Erfahrungen entscheidend, jedoch ist oftmals Erfahrungswissen schwer identifizierbar und kaum transferierbar.
Im Hinblick auf dieses Problem versuchen Forschungsprojekte Erfahrungswissen mittels KI zu identifizieren und abzuspeichern. Ziel ist es, ein Assistenzsystem mit dem Wissen erfahrener Mitarbeiter den weniger erfahrenen Beschäftigten zur Verfügung zu stellen, die Qualifizierung von ungelerntem Personal zu ermöglichen und den Ausschuss von z. B. fehlerhaften Bauteilen zu minimieren.
Dafür werden maschinelle Lernverfahren mit Daten aus Arbeitsprozessen trainiert, um bestimmte Muster in der Bearbeitung zu erkennen und Rückschlüsse auf das Erfahrungswissen des Experten zu ziehen [18]. Im Anschluss wird das Wissen in ein technisches Assistenzsystem überführt. Diese Sicherung des Wissens kann die Einarbeitungszeit verkürzen und Beschäftigte flexibler einsetzbar machen. Zudem erfolgt eine strukturierte Abarbeitungsreihenfolge der Arbeitsschritte und vereinfacht sowohl die Aneignung des Wissens als auch die unterstützte Kompetenzentwicklung unerfahrener Beschäftigten durch die technische Assistenz [24].
Medizin, Banken, Versicherung, Rechtswesen, Pflege
Auch in anderen Bereichen breitet sich die KI-Anwendung aus. Eingesetzt wird KI u. a. in der Medizin, im Versicherungs-, Bank- und Rechtswesen sowie in der Pflege.
In der Medizin finden KI-Systeme Anwendung u. a. bei der Auswertung von medizinischen Bildaufnahmen [25]. Diese Systeme können bei der Früherkennung von Krebs oder Herzkrankheiten eingesetzt werden. Weitere Anwendung findet KI beispielsweise bei der Feststellung von Parkinson-Erkrankungen anhand von Stimmaufnahmen [26]. Auch DNA-Profile von Kindern können von KI nach bestimmten Genmarkern untersucht werden, die auf Typ-1-Diabetes hinweisen.
Die Versicherungsbranche kennzeichnet sich durch hohes Automatisierungspotenzial und Datenaufkommen aus. KI-Systeme können Fachkräfte bei der Personalisierung und Risikobewertung unterstützen. Individuell angepasste Kundenangebote werden anhand des vergangenen Kundenverhaltens analysiert und für Vorhersagen genutzt. Auch in der Haftpflichtversicherung wird KI eingesetzt, um automatisiert Schadensberechnungen durchzuführen, aber auch grundsätzlich, um große Mengen an Daten zu analysieren und schnelle Entscheidungen zu treffen [27].
Im Bankwesen findet KI unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten. Im Kundenservice werden Chatbots für die Kundenberatung und -interaktion eingesetzt. Es werden auch 3D-Avatare entwickelt, um Mitarbeitenden zu helfen effizient bankinterne Systeme zu durchsuchen. KI wird zudem für die Betrugserkennung und besseres Risikomanagement verwendet [28].
Im Rechtswesen bietet sich KI-Nutzung an. Beispielsweise können KI-Systeme in Verträgen mithilfe des Natural Language Processing (Sprachanalysen) kritische Vertragsklauseln ermitteln, damit diese gezielt geprüft werden. Im Rahmen von Forschungsprojekten wurde begonnen, intelligente Assistenzsysteme für die Dokumenterstellung zu entwickeln, die automatisierte Protokollentwürfe, Urteile und Beschlüsse erstellen [29]. Ziele dieser Projekte sind eine Arbeitserleichterung und Entlastung des Personals durch die Automatisierung von Routineaufgaben in wiederkehrenden Rechtsfällen und Gerichtsverfahren.
In der Pflege können technische Assistenzsysteme mit KI-Eigenschaften älteren Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen länger ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen [30]. Durch Sensortechnik und Serviceroboter können Pflegekräfte, Angehörige und Patienten unterstützt und entlastet werden. Beispielsweise können intelligente Rollatoren Haltungsfehler beim Laufen korrigieren, Roboterarme dienen als Hebehilfe, und Serviceroboter unterstützen Pflegebedürftige beim Transportieren von schweren oder unhandlichen Gegenständen.
Literatur
[1] Bauer W, Ganz W, Hämmerle M, Renner T (Hrsg) (2020) Künstliche Intelligenz in der Unternehmenspraxis: Studie zu Auswirkungen auf Dienstleistung und Produktion. Fraunhofer Verlag, Stuttgart. https://www.smart-ai-work.de/wp-content/uploads/2020/01/kuenstliche-intelligenz-in-der-unternehmenspraxis.pdf
[2] Bitkom (2021) Künstliche Intelligenz kommt in Unternehmen allmählich voran. Presseinformation vom 21.04.2021, Bitkom e. V., Berlin. www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kuenstliche-Intelligenz-kommt-in-Unternehmen-allmaehlich-voran
[3] Bitkom (2022) KI gilt in der deutschen Wirtschaft als Zukunftstechnologie – wird aber selten genutzt. Presseinformation vom 13.09.2022, Bitkom e. V., Berlin. https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Kuenstliche-Intelligenz-2022
[4] Ernst & Young (2023) Unternehmen verschärfen Sparkurs – Investitionen konzentrieren sich auf KI und Transformation. Pressemitteilung vom 01.08.2023, Stuttgart, Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. www.ey.com/de_de/news/2023/08/ey-ceo-survey-august-2023
[5] Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO (Hrsg) (2019) Studie zum Einsatz Künstlicher Intelligenz in Unternehmen. Gesamtergebnisse. Präsentation vom März 2019, Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, Stuttgart. https://blog.iao.fraunhofer.de/images/blog/vorab-gesamtergebnisse-studie-ki.pdf
[6] ifaa (Hrsg) (2023) ifaa-Studie: Künstliche Intelligenz in produzierenden Unternehmen. ifaa, Düsseldorf. www.arbeitswissenschaft.net/ki-studie-ergebnisse
[7] ifo (2023) 13,3% der Unternehmen in Deutschland nutzen Künstliche Intelligenz. ifo Konjunkturumfrage vom 02.08.2023, ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V., München. www.ifo.de/fakten/2023-08-02/unternehmen-deutschland-nutzen-kuenstliche-intelligenz
[8] Liu H, Fang T, Zhou T, Wang Y, Wang L (2018) Deep Learning-based Multimodal Control Interface for Human-Robot Collaboration. Procedia CIRP (72):3–8
[9] Lufthansa Industry Solutions (Hrsg) (2021) IDG-Studie: Machine Learning 2021. Lufthansa Industry Solutions GmbH & Co. KG, Norderstedt. https://www.lufthansa-industry-solutions.com/de-de/studien/idg-studie-machine-learning-2021
[10] Peifer Y, Weber MA, Jeske T, Stowasser S (2022) Künstliche Intelligenz als Einflussfaktor auf die Qualifizierung in der Mensch-Roboter-Kollaboration. In: GfA (Hrsg) Technologie und Bildung in hybriden Arbeitswelten. Bericht zum 68. Arbeitswissenschaftlichen Kongress vom 02. - 04. März 2022. GfA-Press, Sankt Augustin, Beitrag B.8.5
[11] Plattform Lernende Systeme (Hrsg) (2019) Anwendungsszenarien für KI: Lernfähiges Roboterwerkzeug in der Montage. https://www.acatech.de/publikation/anwendungsszenarien-fuer-ki-lernfaehiges-roboterwerkzeug-in-der-montage
[12] Plattform Lernende Systeme (Hrsg) (2021) Lernfähiges Roboterwerkzeug in der Montage. https://www.plattform-lernende-systeme.de/lernfaehiges-roboterwerkzeug.html
[13] Wischmann S, Rohde M (2019) Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI. In: Wittpahl V (Hrsg) Künstliche Intelligenz – Technologie Anwendung Gesellschaft. Springer Vieweg, Berlin, S 99–121
[14] ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg) Künstliche Intelligenz verändert die Arbeitswelt ifaa-Direktor Stowasser beim Zukunftsgespräch der Bundesregierung. Pressemitteilung vom 18.06.2019, Düsseldorf. https://www.arbeitswissenschaft.net/newsroom/pressemeldung/news/kuenstliche-intelligenz-veraendert-die-arbeitswelt-ifaa-direktor-stowasser-beim-zukunftsgespraech-der-bundesregierung
[15] Terstegen S, Ramm GM, Harlacher M (2023) Klassifizierung von Künstlicher Intelligenz. In: Stowasser S (Hrsg) Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit. ifaa-Edition. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg, S 49–71. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_4
[16] Stowasser S, Suchy O, et al. (Hrsg) (2020) Einführung von KI-Systemen in Unternehmen. Gestaltungsansätze für das Change-Management. Whitepaper aus der Plattform Lernende Systeme, München
[17] Schweiger J (2024) Präventive Schwachstellenanalytik mit Methodenzuweisung zur Produktivitätsoptimierung von Fertigungsbetrieben der Automobilzulieferindustrie. Springer Vieweg Berlin, Heidelberg
[18] Peifer Y, Ottersböck N, Ramm G, Prange C, Dander H (2023) Künstliche Intelligenz in der Anwendung. In: Stowasser S (Hrsg) Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit. ifaa-Edition. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg, S 27–47. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_3
[19] Niehues S, Sandrock S, Shahinfar F, Schüth NJ, Conrad RW (2023) Gestaltung eines KI-Arbeitssystems. In: Stowasser S (Hrsg) Künstliche Intelligenz (KI) und Arbeit. ifaa-Edition. Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg, S 141–166. https://doi.org/10.1007/978-3-662-67912-8_7
[20] Altun U, Hartmann V, Foit S, Manderscheid M (2022) Künstliche Intelligenz (KI) in der Dienst- und Schichtplangestaltung. In: GfA (Hrsg) Technologie und Bildung in hybriden Arbeitswelten. Bericht zum 68. Arbeitswissenschaftlichen Kongress vom 02. – 04. März 2022, GfA-Press, Sankt Augustin, Beitrag B.10.2
[21] Bundesverbandes der Personalmanager e. V. (Hrsg) (2019) Zwischen Euphorie und Skepsis. KI in der Personalarbeit. BPM, Berlin. ISBN: 978-3-00-061418-7
[22] Eisele O (2020) Robotic Process Automation (RPA) – Mensch-Roboter-Kollaboration in indirekten Bereichen. Zahlen | Daten | Fakten. ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. https://www.arbeitswissenschaft.net/zdf-rpa
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[24] Ottersböck N (2024) Projekt KI_eeper: Assistenzsysteme zum Wissenstransfer und -erhalt. In: Staff J, Groß M (Hrsg) KI-Revolution der Arbeitswelt: Perspektiven für Management, Organisation und HR. Auswirkungen, Einfluss, Chancen von Künstlicher Intelligenz auf Berufsbilder und Arbeitsformen. Haufe Fachbuch, S 264-277
[25] BMBF. Was KI für die Medizin bedeutet. Diskussionsrunde vom 17.07.2019. https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/was-ki-fuer-die-medizin-bedeutet.html
[26] Rudolph L (2023) Wie KI die Medizin revolutionieren könnte. PZ Pharmazeutische Zeitung vom 10.05.2023. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/wie-ki-die-medizin-revolutionieren-koennte-140059
[27] BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (2021) Big Data und künstliche Intelligenz: Prinzipien für den Einsatz von Algorithmen in Entscheidungsprozessen. Prinzipienpapier BDAI. BaFin, Bonn. https://www.bafin.de/SharedDocs/Downloads/DE/Aufsichtsrecht/dl_Prinzipienpapier_BDAI.pdf?__blob=publicationFile&v=3
[28] Deutsche Bank (2022) Deutsche Bank und NVIDIA schließen neue KI-Partnerschaft. Medieninformation vom 07.12.2022. https://www.db.com/news/detail/20221207-deutsche-bank-partners-with-nvidia-to-embed-ai-into-financial-services?language_id=3
[29] Hessisches Ministerium der Justiz und für den Rechtsstaat (2023) KI-Projekt „Codefy“ am Landgericht Frankfurt gestartet. Pressemitteilung vom 31.07.2023. https://hessen.de/presse/ki-projekt-codefy-am-landgericht-frankfurt-gestartet
[30] acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (2021) So kann KI in der Pflege unterstützen: Anwendungsszenario zeigt Chancen und Grenzen. acatech, München, 22.03.2021. https://www.acatech.de/allgemein/so-kann-ki-in-der-pflege-unterstuetzen-anwendungsszenario-zeigt-chancen-und-grenzen
[31] ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg) (2023) ifaa-Studie: Künstliche Intelligenz in produzierenden Unternehmen. https://www.arbeitswissenschaft.net/ki-studie-ergebnisse
[32] Deloitte Private (2021) Künstliche Intelligenz im Mittelstand. www2.deloitte.com/de/de/pages/mittelstand/contents/kuenstliche-intelligenz-im-mittelstand.html
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