Aktuelle Erkenntnisse zu freiwilligen Zusatzleistungen

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In einer zunehmend wettbewerbsintensiven Arbeitswelt spielen freiwillige Zusatzleistungen, sogenannte »Fringe Benefits«, eine zentrale Rolle für die Mitarbeiterbindung, Motivation und die Stärkung der Arbeitgeberattraktivität. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, sich von der Konkurrenz abzuheben, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden.

Bedeutung von freiwilligen Zusatzleistungen

Verbreitung und Entwicklung von Benefits

Ausprägungen und Verbreitung von Wahlmöglichkeiten für Benefits

Berücksichtigung verschiedener Bedürfnisse in der Vergütungsstrategie

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Faktencheck | 3 Seiten | PDF | 272 KB

Bedeutung von freiwilligen Zusatzleistungen

Freiwillige Zusatzleistungen sind für viele Unternehmen ein zentraler Baustein, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und gleichzeitig wirtschaftliche Ziele zu erreichen. Laut der aktuellen ifaa-Studie zu Anreiz- und Vergütungssystemen schätzen 85 % der Unternehmen die Bedeutung von Benefits für die zukünftige Entwicklung ihres eigenen Unternehmens als zunehmend wichtig ein. Dabei sollen Benefits insbesondere dabei unterstützen, um:

  • die Arbeitgeberattraktivität zu steigern: Im Wettbewerb um Fach- und Führungskräfte sind Zusatzleistungen ein wichtiges Differenzierungsmerkmal.
  • die Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen zu fördern: Durch gezielte Anreize fühlen sich Mitarbeitende stärker mit dem Arbeitgeber verbunden.
  • Motivation und Arbeitszufriedenheit zu steigern: Benefits tragen zur Verbesserung der Leistungsbereitschaft und Motivation der Mitarbeitenden bei.
  • das Betriebsklima zu verbessern: Zusatzleistungen können zur Teamzufriedenheit und einem positiven Arbeitsumfeld beitragen.
  • die Fluktuation zu senken und die Mitarbeiterbindung zu erhöhen: Attraktive Zusatzleistungen reduzieren die Abwanderungsrate von Talenten.

(Gahmann 2023)

Einen weiteren Bedeutungszuwachs liegt laut der Aon-Studie unter anderem in der Personalisierung von Benefits, dem demografischen Wandel sowie dem steigenden Bedarf an Flexibilität begründet (Aon 2023).

Verbreitung und Entwicklung von Benefits

Die betriebliche Altersvorsorge zählt laut der ifaa-Studie zu den am häufigsten angebotenen Zusatzleistungen. Aktuell stellen 93 % der Unternehmen diesen Benefit mindestens einem Teil ihrer Mitarbeitenden zur Verfügung. Insgesamt lassen sich deutliche Schwerpunkte in den Bereichen Vorsorge, Weiterbildung und Gemeinschaft erkennen: Neben der Altersvorsorge gehören auch Weiterbildungsangebote, Weihnachts- und Betriebsfeiern, firmeneigene Parkplätze (siehe Abbildung 1) sowie Gleitzeitkonten zu den beliebtesten Benefits. Letztere ermöglichen es den Mitarbeitenden, Arbeitsstunden flexibel anzusparen und in zusätzliche freie Tage umzuwandeln.

Durch die Ergebnisse aus den drei ifaa-Studien zu Anreiz- und Vergütungssystemen aus den Jahren 2017, 2020 und 2023 lassen sich deutliche Trends in der Verbreitung erkennen.

Die Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes als betriebliche Zusatzleistung hat in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Während 2017 lediglich zehn Prozent der Unternehmen diesen Benefit allen Beschäftigten anboten, waren es 2023 bereits 44 %. Auch der Anteil der Unternehmen, die diese Leistung zumindest einem Teil ihrer Belegschaft ermöglichen, stieg von einem Prozent im Jahr 2017 auf acht Prozent im Jahr 2023. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung könnten Tarifverträge zum Fahrradleasing in einigen Tarifregionen sein, die die Verbreitung solcher Angebote gefördert haben.

Auch die Möglichkeit mobiler Arbeit hat sich zwischen 2017 und 2023 deutlich ausgeweitet. 2017 erlaubten lediglich fünf Prozent der Unternehmen allen Mitarbeitenden, mobil zu arbeiten. Zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 stieg dieser Anteil auf 13 % und verdeutlichte die wachsende Relevanz flexibler Arbeitsmodelle. Bis 2023 boten bereits 40 % der Unternehmen allen Beschäftigten die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Der Anteil der Unternehmen, die mobiles Arbeiten zumindest einem Teil der Belegschaft anbieten, blieb hingegen vergleichsweise konstant und lag 2023 bei 47 %.

Abbildung 1: Top 5 — am häufigsten angebotene Benefits (ifaa-Studie 2023)

Ausprägungen und Verbreitung von Wahlmöglichkeiten für Benefits

Die in den Unternehmen angebotenen freiwilligen Zusatzleistungen stehen oftmals nicht allen Mitarbeitendengruppen zur Verfügung. Auch haben diese oft keine Wahlmöglichkeiten aus festgelegten Benefits auszuwählen. Laut der Unternehmensberatung hkp/// group besitzen 77 % der Unternehmen ein fixes Benefits-Portfolio, während nur 2 % der Befragten den Mitarbeitenden ein Cafeteria-System mit freier Wahlmöglichkeit zur Verfügung stellt (hkp 2024). Dabei steht ihnen ein festgelegtes Budget zur Verfügung, das sie nach Belieben für Leistungen wie Kinderbetreuung, Weiterbildungsangebote oder Gesundheitsmaßnahmen einsetzen können.

Ein weiteres Modell sind Benefit-Portfolios, die speziell auf die Bedürfnisse bestimmter Zielgruppen zugeschnitten sind. Diese können beispielsweise Angebote für junge Familien, ältere Mitarbeitende oder Berufseinsteiger umfassen. Mitarbeitende können aus den verschiedenen Portfolios das für sie passende wählen. Ein zielgruppengerechtes Portfolio an Zusatzleistungen sind bei 14 % der Unternehmen in der Anwendung (hkp 2024).

Berücksichtigung verschiedener Bedürfnisse in der Vergütungsstrategie

Die Studie »Attracting Talent 2024« von The Stepstone Group und dem Kienbaum Institut @ ISM für Leadership & Transformation beleuchtet aktuelle Trends und Herausforderungen im Bereich der Mitarbeitergewinnung und -bindung und hat dazu mehr als 8 400 Befragungen im Jahr 2024 in Deutschland durchgeführt. Die Studie zeigt, dass die Bedürfnisse verschiedener Berufsgruppen variieren. Jüngere Beschäftigte legen Wert auf Selbstverwirklichung, persönliche Entwicklung und Vergütung, während für ältere Mitarbeitende die Unternehmens- und Teamkultur sowie die Arbeitsplatzsicherheit einen hohen Stellenwert einnimmt. Unternehmen wird daher empfohlen, diese veränderten Erwartungen gezielt in ihrer Ansprache zu berücksichtigen und Angebote flexibel zu gestalten. Individuelle Benefits, die sich an den Lebensphasen der Mitarbeitenden orientieren, können dabei einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil bieten (The Stepstone Group 2024).

Fazit

Zusatzleistungen sind heute ein unverzichtbares Instrument, um Fachkräfte zu gewinnen, Mitarbeitende zu binden und die Arbeitgeberattraktivität zu stärken. Während traditionelle Benefits wie die betriebliche Altersvorsorge weit verbreitet sind, gewinnen flexible, personalisierte Modelle an Bedeutung. Diese Entwicklung unterstreicht die wachsende Bedeutung einer ganzheitlichen Vergütungsstrategie, die über das reine Gehalt hinausgeht und auf die vielfältigen und individuellen Bedürfnisse der Beschäftigten eingeht. Effekte wie Tarifverträge zu Fahrradleasing und die Corona-Pandemie haben diese Entwicklung zusätzlich beeinflusst.

Literatur

Gahmann A, ifaa - Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg.) (2023) ifaa-Studie: Anreiz- und Vergü-tungssysteme in der Metall- und Elektroindustrie. Betriebliche Ansätze zur Stärkung der Arbeitgeberattraktivität und Fachkräftesicherung. ifaa, Düsseldorf. https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Downloads/Angebote_und_Produkte/Broschueren/Studie_Anreiz-_und_Verguetungssysteme.pdf

Koczy A, Hille S, Feggeler A (2020) ifaa-Studie: Anreiz- und Vergütungssysteme in der Metall- und Elektroindustrie - Teil 2. Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, Düsseldorf. https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Downloads/Angebote_und_Produkte/Studien/Studie_Anreiz-_und_Vergu__tungssysteme_II_web.pdf

Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg.) (2017) ifaa-Studie:Anreiz- und Vergütungssysteme in der Metall-und Elektroindustrie.
Verbreitung von nicht monetären und monetären Zusatzleistungen. ifaa. https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Downloads/Angebote_und_Produkte/Studien/Studie_Anreiz-_und_Vergu__tungssysteme_web.pdf

Gabler Wirtschaftslexikon (2018). Fringe Benefits. Springer Fachmedien, Wiesbaden. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/fringe-benefits-51299/version-274477 Zugegriffen: 15. Dezember 2024

Aon Human Capital Solutions GmbH (2023) Aon Fringe Benefits Studie 2023. Deutschland - Zusammenfassung. https://www.aon.com/germany/fringe-benefits-studie-2023 Zugegriffen: 15. Dezember 2024

hkp Deutschland GmbH (2024) Arbeitgeberattraktivität neu definiert. Benefits im Spannungsfeld von Standards,Innovation und Governance - Ergebnisse und Erkenntnisse einer aktuellen hkp///group Studie. https://www.hkp.com/de/article/benefits-arbeitgeberattraktivitat-neu-definiert Zugegriffen: 15. Dezember 2024

The Stepstone Group (2024) Attracting Talent 2024. Was Arbeitskräfte heute wirklich wollen. https://www.stepstone.at/wp-content/uploads/2024/05/Attracting-Talent-2024.pdf?cid=MAILING_B2B_DownloadWebsite_DDE__06-12-24_%20SYS19_C2A Zugegriffen: 15. Dezember 2024

Weitere Informationen

Anreiz- und Vergütungsstudie M+E 2023

Broschüren

Betriebliche Ansätze zur Stärkung der Arbeitgeberattraktivität und Fachkräftesicherung

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Darstellung von möglichen Zusatzleistungen

ifaa-Studie: Anreiz- und Vergütungssysteme Teil 2

Studien

Studie zur Verbreitung und Ausgestaltung von nicht monetären und monetären Zusatzleistungen in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie.

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ifaa-Lexikon

Fringe Benefits

ifaa-Lexikon

Fringe Benefits sind Sach- und Dienstleistungen, die der Arbeitgeber freiwillig und über das Entgelt hinaus seinen Beschäftigten zur Verfügung stellt.

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