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Digital Detox

Bewusster Verzicht auf digitale Medien - digitales Fasten

Hoher digitaler Medienkonsum - ein weit verbreitetes Phänomen

Digitale Technologien und Medien sind im Arbeitsleben und Freizeit nicht mehr wegzudenken. Sie werden genutzt für Informationsrecherche, Kommunikation mit Freunden, Familie, Kolleginnen und Kollegen und für vieles mehr. Laut einer aktuellen Studie von Deloitte mit 2000 Befragten haben 92 % der Deutschen im Jahr 2024 ein Smartphone, auch bei den über 65-jährigen steigt die Smartphone-Nutzung und liegt bereits bei 89 %. Altersübergreifend schaut jeder vierte Deutsche mindestens einmal in der Stunde auf das Smartphone, um bspw. Neuigkeiten nicht zu verpassen (Deloitte, 2024). Einer Studie der Bitkom zufolge lag die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer der Gesamtbevölkerung im Jahr 2023 bei 139 Minuten (Bitkom, 2024). Bei Jugendlichen im Alter von 12 bis 19 Jahren waren es im selben Jahr schon 224 Minuten am Tag (Statista, 2024), und bei über 65-jährigen fast 100 Minuten (Bitkom, 2024). Der hohe Konsum digitaler Medien kann sich physisch und psychisch negativ auswirken; Folgen können unter anderem sein: Kopf- und Augenschmerzen, Schlaf- und Angststörungen, Gedächtnis- und Konzentrationsschwächen und Karpaltunnelsyndrom (Deloitte, 2024; Sparrow et al., 2011). Anders als bei anderen extremen Gewohnheiten gibt es für den gesunden Konsum digitaler Medien keine umfassenden Aufklärungskampagnen oder Erklärungshilfen (Universität Bonn 2015). Um einer digitalen Überlastung vorzubeugen, hat sich jedoch der Trend des Digital Detox entwickelt.

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Definition

DIGITAL DETOX, auch digitales Fasten, Dopamin-Fasten oder Entgiften genannt, beschreibt eine temporäre digitale Abstinenz, d.h. ein bewusster Verzicht auf den Konsum digitaler Medien und somit eine gezielte Verhaltensänderung (Radtke et al., 2022). Beschäftigte sind in der DIGITALEN ARBEITSWELT konfrontiert mit E-Mails, virtuellen Teammeetings, sozialen Medien, Webinaren, Videokonferenzen und Messengerdiensten. Der stetige digitale Informationsfluss sowohl auf der Arbeit als auch im Privatleben kann zu einer psychischen Belastungsprobe werden, die sich auch in physischen Nebenwirkungen widerspiegeln kann (Deloitte, 2024).

Körperliche und psychische Auswirkungen

  • FOMO - Fear Of Missing Out

    Das Bedürfnis, der Anspruch und die Möglichkeit immer und überall erreichbar zu sein und zügig auf jede E-Mail oder Nachricht zu antworten kann belastend wirken. Die Angst etwas, wie beispielsweise Neuigkeiten, zu verpassen, auch FOMO (Fear Of Missing Out) genannt, verführt zum andauernden Blick auf das Smartphone. Insbesondere jüngere Menschen, die mit dem Internet aufgewachsen sind, verspüren starke Ängste Neuigkeiten, zum Beispiel aus dem Freundeskreis, zu verpassen (Radtke et al., 2022; Welledits et al., 2020)

  • Nomophobie

    Eine extremform dieser Ängste ist die NOMOPHOBIE, aus dem englischen zusammengesetzt »No-Mobile-Phone-Phobia«, d.h. die Angst ohne Handy und unerreichbar zu sein. Die Nebenwirkungen reichen von Depressionen bis hin zu Nervosität und Stress. Exzessive Nutzung von Smartphones kann u. a. auch zu Sucht, Fettleibigkeit, Angst, Aggression, Persönlichkeitsstörungen und Einsamkeit führen oder schon vorliegende Symptome verstärken (Gnardellis et al., 2023).

  • Körperliche Beschwerden

    In der Arbeitswelt können die ständigen Unterbrechungen zu unkonzentriertem Arbeiten, Prokrastination und Produktivitätsverlust führen. Eine weitere Folge ist die nachlassende Konzentrationsfähigkeit sowie eine schlechtere Verarbeitung von Informationen durch deren Überfluss (Sparrow et al., 2011). Zu den KÖRPERLICHEN BESCHWERDEN gehören Kopfschmerzen, Augenprobleme, Nacken- Schulter- und Rückenprobleme, sowie Schlafstörungen. Davon berichteten auch 56 % von Smartphone Nutzenden in einer aktuellen Studie von Deloitte (Deloitte, 2024; Sparrow et al., 2011).

  • Psychische Auswirkungen

    Der ständige Konsum digitaler Medien kann sich beispielsweise in Überreizung äußern. Zu den negativen Beanspruchungsfolgen zählt die Stressreaktion, die aus der Verunsicherung im Umgang mit digitalen Technologien resultieren kann (Jager und Thiemann, 2021). Der sogenannte TECHNOSTRESS kann einen negativen Einfluss auf die Gesundheit haben (Mirbabaie et al., 2022). Ein Leben ohne digitale Hilfsmittel ist jedoch für viele Menschen kaum mehr denkbar. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Bitkom. 83 % der Befragten geben an, sich ein Leben ohne Smartphone gar nicht mehr vorstellen zu können (Bitkom Research 2024). Sieben von zehn Befragten, gaben jedoch an, dass sie ihre Screen Time, also die Zeit, die sie bspw. am Smartphone oder mit dem Tablet verbringen, bereits einschränken (Deloitte, 2024).

Ein Leben ohne Smartphone und co?

  • Ein Leben ohne digitale Hilfsmittel ist jedoch für viele Menschen kaum mehr denkbar. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Bitkom. 83 % der Befragten geben an, sich ein Leben ohne Smartphone gar nicht mehr vorstellen zu können (Bitkom Research 2024). Sieben von zehn Befragten, gaben jedoch an, dass sie ihre Screen Time, also die Zeit, die sie bspw. am Smartphone oder mit dem Tablet verbringen, bereits einschränken (Deloitte, 2024).

Tech-Work-Life-Balance: Tipps fürs Büro

Digital Detox soll für ein besseres Wohlbefinden und ausgewogenem Verhältnis zu digitalen Technologien sorgen. Es gilt ungesunde Muster bei der Nutzung digitaler Medien zu erkennen und gesunde Umgangsformen zu entwickeln, um unterbewusste Reflexe und Automatismen zu ändern (Universität Bonn 2015). Digitale Technologien sind Teil der essenziellen Hilfsmittel und gehören zu der Grundausstattung im Arbeitsalltag. Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Nutzung digitaler Hilfsmittel zu reduzieren, ohne direkt einen Produktivitätsverlust zu erleiden. LOW-TECH STRATEGIEN können hierbei helfen:

Online-Meetings sind seit der Corona Pandemie zur Normalität geworden. Dadurch lassen sich ressourcenintensive Reisezeiten vermeiden und die Umwelt wird geschont. Dennoch können Face-to-face-Meetings vor Ort von Vorteil sein. Hierdurch wird nicht nur die Kommunikation, Kreativität und Zusammenarbeit
zwischen Beschäftigten unterstützt, sondern auch eine Tech-Freie Zeit gefördert. Bei Vorträgen oder Meetings werden oftmals Laptops gerne genutzt, um besprochene Inhalte mitzuschreiben. Um sich temporär von der ständigen Nutzung technischer Geräte und digitaler Medien zu erholen, ist ein NO-TECH MEETING möglich.
Statt dem Festhalten der Gesprächsinhalte auf dem PC können herkömmliche Stifte und Papier genutzt werden. Vorteil hiervon ist eine Steigerung der Produktivität des Meetings dadurch, dass die Konzentration nicht unterbrochen wird durch eingehende Nachrichten. Dies wirkt auch anderen digitalen Ablenkungen wie bspw. einer Internetrecherche entgegen.
MODERNE KI-SYSTEME können im Hintergrund des Meetings eigenständig Protokoll führen. Dieses kann im Anschluss zur Verfügung gestellt werden.
Sollte kein KI-System zum Einsatz kommen reicht es, wenn eine Person die besprochenen Inhalte digital verschriftlicht und den anderen zur Verfügung stellt.

Digital Detox oder besser Digital Flexitox?

Digital Detox in der digitalen Arbeitswelt ist schwierig umzusetzen, zumindest in der Extremform des kompletten Verzichts.
Es gibt jedoch Möglichkeiten auch auf der Arbeit mit digitalen Technologien und Medien sparsam umzugehen und die eigene Gesundheit zu schonen. Zum Beispiel könnte eine digitale Entlastung schon dadurch erreicht werden private Nachrichten bei der Arbeit ungelesen und unbeantwortet zu lassen. Passender wäre wahrscheinlich von Digital Flexitox zu sprechen. Also einem flexiblen Umgang mit digitalen Medien. Dies bedeutet digitale Medien flexibel dann einzusetzen, wenn sie einen deutlichen Mehrwert bringen und Effizienz bieten. Ihre Nutzung im Gegenzug jedoch dann zu reduzieren, wenn kein deutlicher Mehrwert ersichtlich ist, ganz im Gegenteil, sie sogar von der eigentlichen Tätigkeit ablenken, die Informationsüberflutung oder Multitasking-Aktivitäten sich nachteilig auswirken. Ein bewusster, achtsamer Umgang mit digitalen Medien und Technologien ist wesentlich, um langfristig gesund und leistungsfähig zu bleiben.
 

Ihre Ansprechpartnerin

Nicole Ottersböck Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa

Dipl.-Soz. Wiss.
Nicole Ottersböck

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Telefon: +49 211 542263-25

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