Diskussion um Homeoffice: Fokus auf unternehmensspezifische Lösungen anstelle kollektiv bestimmter Anwesenheiten

Die anhaltenden Diskussionen um das Thema Homeoffice, besonders um die Anzahl von Anwesenheitstagen im Büro, widersprüchliche Studienaussagen zum Thema Produktivität*, sowie die ersten Stimmen, die das Konzept generell in Frage stellen, erwecken den Eindruck, Homeoffice beziehungsweise das zeit- und ortsflexible Arbeiten wären Arbeitszeitmodelle, welche dringend auf ein geringeres Maß zurückgefahren werden müssten und eigentlich primär für Krisensituationen wie die Pandemie taugten. „Dabei ist zu beachten, dass jedes Unternehmen für sich individuelle Lösungen finden sollte. Es gilt Spielregeln zu schaffen, Vor- und Nachteile abzuwägen und somit erst nach eingehender Analyse der betriebsindividuellen Situation und Anforderungen zu entscheiden“, so Veit Hartmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft. Er ergänzt: „Hier helfen Kennzahlen anstelle von Gefühl, die Kriterien wie Arbeitgeberattraktivität, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit betrachten.“

Düsseldorf, 02.04.2025

In der Diskussion werden einige Fakten außer Acht gelassen, die maßgeblich für die aktuelle Bewertung von Homeoffice aus heutiger Sicht sind:

  • Homeoffice beziehungsweise orts- und zeitflexibles Arbeiten gab es schon lange vor der Pandemie und wurde auch in deutschen Unternehmen praktiziert, aber in der Öffentlichkeit kaum war genommen.
  • Eine weite Verbreitung erfuhr das Konzept durch die Auswirkungen der Pandemie, in der viele Unternehmen ad hoc Lösungen einführten, um den Betrieb aufrecht zu erhalten.
  • Die ad hoc Lösungen wurden nach Ende der Pandemie von den wenigsten Unternehmen auf die geänderte Situation strategisch angepasst.
  • Aufgrund unterschiedlicher Einflussfaktoren, wie zum Beispiel geänderter wirtschaftlicher Situationen, werden aktuell primär vermeintlich negative Aspekte diskutiert.

Laut Hartmann ist auffällig, dass die vielfach vorgebrachten Argumente gegen ein Homeoffice (erschwerte Absprache mit anderen Beschäftigten, fehlender Zugriff auf Dokumente, kollektiv leere Büros etc.) eher ein Zeichen für nichtvorhandene oder nicht funktionierende Spielregeln als ein generelles Manko des Arbeitsmodells sind.

Um mit einer strukturierten Herangehensweise die Potenziale einer orts- und zeitflexiblen Beschäftigung – die nach wie vor bei vielen Beschäftigten und den Umfragen nach auch bei vielen Bewerberinnen und Bewerbern hoch im Kurs steht – zu nutzen, hat das ifaa sowohl eine Checkliste zur Einführung von Homeoffice herausgegeben, als auch ein Instrument entwickelt, mit der die Homeoffice-Tauglichkeit von Jobs auf Basis der Tätigkeiten ermittelt werden kann.

https://www.arbeitswissenschaft.net/angebote-produkte/checklistenhandlungshilfen/checkliste-zur-gestaltung-mobiler-arbeit 

https://www.arbeitswissenschaft.net/mofapro-handlungshilfe/#/ .

So können belastbare Grundlagen geschaffen werden, um die Optionen, die das Homeoffice bietet, sowohl für die Unternehmen als auch die Beschäftigten nutzbar zu machen, ohne mit kollektiven Anwesenheitstagen oder Anwesenheitsquoten auf eine bessere Arbeitsleistung zu hoffen.

 

* hierzu die Studie des ifaa https://www.arbeitswissenschaft.net/newsroom/pressemeldung/news/studienlage-homeoffice-produktivitaetskiller-oder-booster )

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Christine Molketin unter 0211 542263-26 oder c.molketin@ifaa.de. Gern vermitteln wir ein Interview mit unseren Experten.

Christine Molketin Mitarbeiterin Administration Public Relations Services ifaa

Christine Molketin M.A.

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: +49 211 542263-26