Die Stressreaktion — sinnvolles Erbe unserer Vorfahren

Zahlen | Daten | Fakten

Stress begleitet uns — mehr oder weniger — in unserem (Arbeits-) Alltag. Was genau aber bedeutet Stress im wissenschaftlichen Sinn? Warum gibt es die Stressreaktion? Was sind Auslöser für Stress im Arbeitsleben? Und welche Möglichkeiten gibt es, Stress zu begegnen? Dieser Faktencheck gibt einen kompakten Überblick über die wichtigsten Aspekte.

Erfahren Sie mehr zu folgenden Inhalten:

Was ist Stress?
Fight or flight — Die körperlichen Abläufe der Stressreaktion sind so alt, wie die Menschheit selbst.
Stress @work: Welche arbeitsbezogenen Belastungsfaktoren können Stress begünstigen?
Stressbewältigung — wie geht das?
Die drei Säulen der Stresskompetenz
Ein Tipp für herausfordernde Situationen

Laden Sie hier den kompletten Faktencheck herunter!

Faktencheck | 4 Seiten | pdf

Was ist Stress?

Die Stressreaktion in der internationalen Normung
In der DIN EN ISO 10075-1:2018 wird die Stressreaktion als ein Zustand beschrieben, der mit einer gesteigerten psychischen und/ oder physischen Aktivierung einhergeht: Beschäftigte interpretieren, dass die Arbeitsbedingungen, mit denen sie konfrontiert sind, ihre individuellen Ziele und/oder Werte bedrohen. Das Gefühl des Kontrollverlusts über die Situation oder die Arbeit stellt sich ein.
Im Modell der psychischen Belastung und Beanspruchung, das in DIN EN ISO 10075-1:2018 beschrieben wird, ist die Stressreaktion den beeinträchtigenden Beanspruchungsfolgen zugeordnet.

Stress als Ergebnis subjektiver Bewertung
Der Psychologe Richard Lazarus und sein Team (Lazarus & Folkman 1984 ; Lazarus & Launier 1981) definieren Stress als jedes Ereignis, bei dem eine wahrgenommene Diskrepanz zwischen Anforderungen (fremd oder selbst gestellt) einerseits und den eigenen Reaktionskapazitäten andererseits besteht. Lazarus betont mit seiner Theorie — im Gegensatz zu vorherigen Stressmodellen — die subjektive Bewertung im Stressgeschehen: Menschen reagieren auf einen bestimmten Reiz (Stressor) ganz unterschiedlich.
Auch wenn es Faktoren gibt, die generell als stressauslösend betrachtet werden können (s. u.), lässt sich festhalten: Stress ist individuell. Nicht die objektive Intensität eines Stressors — die Ursache — ist hier entscheidend, sondern die individuelle Bewertung.

Fight or flight — Die körperlichen Abläufe der Stressreaktion sind so alt, wie die Menschheit selbst.

Die Stressreaktion ist ein Erbe der Evolution, denn unsere Vorfahren benötigten für die größtenteils lebensbedrohlichen Gefahren ihrer Zeit die schnelle Bereitstellung von Energie, um entweder die Flucht anzutreten oder in den Kampfmodus zu wechseln. Heute läuft die Stressreaktion immer noch so ab. Der Unterschied ist, dass wir in alltäglichen berufsbezogenen Situationen, die wir als stressig empfinden, meist weder fliehen noch kämpfen können. Die Stressreaktion ist — evolutionär gesehen — eine sinnvolle Reaktion bei potenziell bedrohlichen Situationen. Sie ist nicht schädlich, sofern der Mensch danach die Möglichkeit zu Ruhe und Entspannung hat. Problematisch kann es werden, wenn wir die bereitgestellten Energien für die Stressreaktion nicht benötigen. Dann können sie sich gegen den eigenen Körper richten.
Mögliche Folgen von chronischem Stress sind

  • Kopfschmerzen
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Schlafstörungen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Burnout
  • zunehmend gesundheitliches Risikoverhalten

Stress @work: Welche arbeitsbezogenen Belastungsfaktoren können Stress begünstigen?

Unabhängig von der individuellen Bewertung einer herausfordernden Situation können folgende Aspekte als stressbegünstigend betrachtet werden:

  • Arbeitsaufgabe, z.B. Termindruck bei geringen zeitlichen Ressourcen, widersprüchliche Arbeitsanweisungen, Arbeitsverdichtung;
  • Arbeitsrolle, z.B. als Führungskraft;
  • Arbeitsbedingungen, z.B. Lärm, ungünstige Beleuchtung;
  • soziale Beziehungen, z.B. Konflikte mit Führungskräften oder Kollegen;
  • Arbeitsplatzeinbindung, z.B. Einzelarbeitsplatz oder Großraumbüro;
  • Person, z.B. ineffiziente Handlungsstile, familiäre Konflikte.

Folgende Ansätze können Betrieben helfen, dem Entstehen von Stress zu begegnen:

  • klare Aufgabenbeschreibung und Aufgabenverteilung
  • Ressourcenplanung
  • Prüfung der Möglichkeit aufgabenangemessener Handlungsspielräume der Beschäftigten
  • soziale Unterstützung durch Kollegen und Führungskräfte
  • Kompetenzentwicklung

Stressbewältigung - Wie geht das?

Stressbewältigung — oder auch Coping genannt — kann an verschiedenen Punkten im Stressgeschehen ansetzen. Je mehr Bewältigungsstrategien uns zur Verfügung stehen und je flexibler wir sie einsetzen können, desto besser sind wir für die kleinen und großen Widrigkeiten in unserem (Arbeits-)Leben gewappnet. Der Psychologe Gert Kaluza hat sich intensiv damit beschäftigt und eine Stressampel entwickelt, die drei Ebenen betrachtet (s. Abbildung 1):

  1. Stressoren — die Auslöser für das Stressgeschehen
  2. Motive und Einstellungen — das sind Gedanken und Glaubenssätze, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben und die stressverstärkend wirken können
  3. Stressreaktion — die körperlichen und psychischen Auswirkungen des Stressgeschehens

Die drei Säulen der Stresskompetenz

Angelehnt an diese drei Ebenen der Stressampel können wir unsere Bewältigungsstrategien ausbauen (s. Abbildung 2):

  1. Instrumentelle Stresskompetenz: Anforderungen aktiv begegnen (an den Stressoren ansetzen)
  2. Mentale Stresskompetenz: Förderliche Gedanken und Einstellungen entwickeln (an den persönlichen Stressverstärkern ansetzen)
  3. Regenerative Stresskompetenz: Ausgleich schaffen (an der Stressreaktion ansetzen)

Der Ausbau der persönlichen Stresskompetenz erfordert ein gewisses Maß an Zeit und Energie — ein Aufwand, der sich lohnt!

Ein Tipp für herausfordernde Situationen

Schnell und einfach umzusetzen ist folgender Tipp in herausfordernden Situationen (s. Abbildung 3):

Ihre Ansprechpartnerin

Catharina Stahn Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa

Dr. phil.
Catharina Stahn

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Telefon: +49 211 542263-31

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