Was machen eigentlich die "Kleinen"? Zusatzleistungen in kleinen und mittleren Unternehmen der deutschen Metall- und Elektroindustrie
Zahlen | Daten | Fakten
Inhalt
Freiwillige, nicht monetäre und teilweise steuerfreie Zusatzleistungen sind ein häufig genutztes Mittel, mit dem die Unternehmen ihre Vergütung moderner und attraktiver gestalten können. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die häufig weniger finanziellen Spielraum besitzen als große Unternehmen, können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber in Punkto Bezahlung zu steigern.
Mit freiwilligen, nicht monetären Zusatzleistungen werten viele Unternehmen ihre Vergütung auf. Die Auswertung zeigt, welche Leistungen KMU anbieten.
ifaa-Anreiz- und Vergütungsstudie
Im Rahmen des ersten Teils der Anreiz- und Vergütungsstudie des ifaa wurden im Jahr 2017 363 Unternehmen bezüglich ihrer angebotenen Zusatzleistungen befragt, davon waren 183 Unternehmen KMU mit unter 250 Beschäftigten. Insgesamt wurden Zusatzleistungen aus zehn Kategorien abgefragt und ausgewertet.
Kategorisierung von Zusatzleistungen
- Maßnahmen zur Personalentwicklung
Die am weitesten verbreitete Zusatzleistung stellt, sowohl in KMU als auch in Großunternehmen, die fachliche bzw. aufgabenspezifische Weiterbildung dar. Insgesamt ist ein etwas geringerer Verbreitungsgrad in kleineren Unternehmen zu er kennen, jedoch sind die Schwerpunkte die gleichen: Neben fachlichen Weiterbildungsangeboten werden insbesondere EDV- und Sprachkurse sowie Seminare zum Ausbau von Sozialkompetenzen und Soft Skills angeboten.
- Vorsorge- und Beratungsleistungen
Im Bereich der Vorsorge und Beratung wurden von den befragten KMU am häufigsten Erste-Hilfe-Kurse, Impfungen und medizinische Beratungsangebote genannt. Für diese Maßnahmen bestehen jedoch gesetzliche Regelungen, deren Einfluss auf die Ergebnisse nicht auszuschließen sind. Weitere verbreitete Zusatzleistungen im Bereich der Gesundheitsförderung sind Vorsorgeuntersuchungen, die Rückenschule sowie Angebote zur Raucherentwöhnung und Ernährungsberatung. Grundsätzlich wird deutlich, dass Maßnahmen zur Gesundheitsförderung in KMU weniger verbreitet sind als in Großunternehmen. Häufig fehlen die zeitlichen und fnanziellen Mittel für ein ganzheitliches Vorgehen, sodass ein breites Angebot für Mitarbeiter kaum möglich wird. Eine Möglichkeit hiermit umzugehen stellt das Bilden von sogenannten Betriebsnachbarschaften dar: Kleinere Unternehmen, deren Standorte regional beieinander liegen, schließen sich zusammen, um ihren Beschäftigten gemeinsame Vorsorge- und Gesundheitsangebote zu ermöglichen (für weitere Informationen siehe [2]).
- Allgemeine Sozialleistungen
Daneben existiert eine große Bandbreite unterschiedlicher Sozialleistungen im Bereich der Grundversorgung (Verpflegung, Getränke, Kleidung, Wohnen), Fahrtwegsunterstützung oder Dienstleistungen, beispielsweise zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Insbesondere Getränke, Snacks und Obst werden von mehr als der Hälfte der KMU kostenlos zur Verfügung gestellt – dies ist sogar häufiger als in Großunternehmen. Auch Verpflegung in Form einer Kantine und Einkaufsvergünstigungen bieten KMU häufig an, jedoch sind die Verbreitungsgrade hier etwas geringer als in großen Unternehmen. Neben der finanziellen Beteiligung des Arbeitgebers kann die Unterstützung auch durch Kooperationen mit beispielsweise regionalen Anbietern erfolgen. Unternehmen schließen Rahmenverträge mit ansässigen Dienstleistern (Fitnessstudios, Einzelhändler etc.) ab und ermöglichen ihren Beschäftigten dadurch vergünstigte Konditionen. Für den beteiligten Partner entsteht das Potenzial eines vergrößerten Kundenkreises.
- Flexible Gestaltung von Arbeitszeit und -ort
Maßnahmen zur flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und -ort, z. B. Teilzeit- und Gleitzeitregelungen, sind in KMU weit verbreitet — letztere sogar etwas häufiger als in Großunternehmen. Daneben bieten die Unternehmen einen flexiblen Übergang in den Ruhestand oder die Möglichkeit einer längeren unbezahlten Freistellung ("Sabbatical") an.
- Nutzungsrechte
Bezüglich der Nutzungsrechte dienstlicher Mobiltelefone, Laptops oder Fahrräder sind keine signifikanten Unterschiede zwischen KMU und größeren Unternehmen festzustellen. Lediglich Dienstwagen und Park- oder Tiefgaragenstellplätze werden von Großunternehmen häufiger angeboten als von KMU. Insbesondere letzteres ergibt sich ggf. aber auch aus der Notwendigkeit heraus, an Standorten mit vielen Beschäftigten für entsprechende Parkmöglichkeiten zu sorgen.
- Anlassbezogene Geschenke
Anlassbezogene Gutscheine und Geschenke haben oftmals vordergründig einen emotionalen Charakter, bei dem der materielle Wert eine eher untergeordnete Rolle spielt. Zwei Drittel der befragten KMU gaben an, regelmäßig Sachprämien oder Geschenke als Zeichen der Wertschätzung an ihre Mitarbeiter zu vergeben. Dies erfolgt größtenteils um Jubilare zu ehren (z. B. die Betriebszugehörigkeit) oder aus persönlichen Anlässen des Mitarbeiters (z. B. Geburtstag). Am häufigsten werden Blumen sowie Tank- und Geschenkgutscheine verschenkt. Wesentliche Unterschiede zwischen kleinen und großen Unternehmen liegen nicht vor.
- Veranstaltungen
Unterschiedliche Anlässe werden für betriebliche Feiern und Ausflüge genutzt. Fast 9 von 10 der befragten KMU gaben an, jedes Jahr eine betriebliche Weihnachtsfeier zu organisieren. Dieser Wert liegt deutlich über dem der Großunternehmen. Durchschnittlich nimmt rund 78 % der Belegschaft an der Weihnachtsfeier teil, was einen Prozentpunkt über dem Durchschnitt der Gesamtstichprobe liegt. Aus Expertengesprächen geht zudem hervor, dass die Frage, was die eigenen Beschäftigten eigentlich wollen, in diesem Zusammenhang eine besonders relevante ist. Abhängig vom Alter, der privaten und beruflichen Situation und der persönlichen Vorlieben können unterschiedliche Angebote unterschiedlich wahrgenommen und genutzt werden. Eine Mitarbeiterbefragung vor der Gestaltung und Einführung möglicher Zusatzleistungen hilft, die Bedürfnisse der Beschäftigten zu erfassen und ihnen ggf. besser begegnen zu können.
Fazit
Die Befragungsergebnisse machen deutlich, dass die Vergütung auch in KMU nicht ausschließlich auf ein monatliches Entgelt abzielt, sondern oftmals ergänzt wird durch verschiedene Zusatz- und Sozialleistungen. Die wesentlichen Schwerpunkte bilden Angebote zur Weiterbildung, Sozialleistungen in Form von Getränken, kostenlosen Snacks oder Verpflegung, sowie Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeitgestaltung.
Literatur
[1] Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hrsg) (2017) ifaa-Studie: Anreiz- und Vergütungssysteme in der Metall- und Elektroindustrie. Verbreitung von nicht monetären und monetären Zusatzleistungen. ifaa, Düsseldorf
[2] Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF GmbH (Hrsg.) (2017) Mit starken Nachbarn zu einem gesunden Unternehmen.
Weitere Informationen
ifaa-Studie: Anreiz- und Vergütungssysteme Teil 2
StudienStudie zur Verbreitung und Ausgestaltung von nicht monetären und monetären Zusatzleistungen in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie.
ifaa-Studie: Anreiz- und Vergütungssysteme
StudienDas ifaa führt Untersuchungen zur Verbreitung und Ausgestaltung von freiwilligen Zusatzleistungen durch. Was machen andere Betriebe in diesem Bereich?
Aktuelle Erkenntnisse zu freiwilligen Zusatzleistungen
Zahlen/Daten/FaktenZusammenstellung aktueller Erkenntnisse zu freiwilligen, nicht monetären Zusatzleistungen, ihrer Verbreitung und Aufwänden bei der Einführung.
Fringe Benefits
ifaa-LexikonFringe Benefits sind Sach- und Dienstleistungen, die der Arbeitgeber freiwillig und über das Entgelt hinaus seinen Beschäftigten zur Verfügung stellt.
Sprechen Sie uns an!
Amelia Gahmann M. Sc.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Telefon: +49 211 542263-12