Mit KI noch sicherer: Potenziale für den betrieblichen Arbeitsschutz

Die Zahl der Arbeitsunfälle in deutschen Betrieben konnte in den vergangenen Jahrzehnten u. a. durch den Einsatz von Technologie deutlich reduziert werden. Seit einigen Jahren stagniert die Zahl. Welches Potenzial haben neue Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) für den Arbeitsschutz? Sebastian Terstegen, wissenschaftlicher Mitarbeiter des ifaa – Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, zeigt verschiedene Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten der KI für den betrieblichen Arbeitsschutz.

Düsseldorf, 04.09.2024

Stagnation bei Arbeitsunfällen

Die Statistik der DGUV (Arbeitsunfallgeschehen 2022) zeigt, dass sich die Anzahl der gemeldeten Arbeitsunfälle in Deutschland innerhalb der letzten 30 Jahren mehr als halbiert hat. Maßgeblich waren hierfür u. a. der Einsatz von Technologie und immer sicherer werdende Arbeitsschutzkonzepte. Allerdings hält sich die Zahl in den vergangenen 10 Jahren recht konstant auf ca. 870.000 Arbeitsfälle pro Jahr.

Können neue fortschrittliche Technologien wie Digitalisierung und KI dafür genutzt werden, die Arbeitswelt noch sicherer zu gestalten und die Zahl der Arbeitsunfälle weiter zu senken?

Die Potenziale technologischer Anwendungen können in das STOP-Prinzip zur Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen eingeordnet werden. So können zum Beispiel:

  • mithilfe von Aktoren und Sensoren Gefahrenquellen vermieden oder beseitigt werden (S – Substitution),
  • Roboter als sicherheitstechnische Maßnahme zum technischen Arbeitsschutz beitragen (T),
  • immer ausgereiftere Werkzeuge der Datenanalyse (Big Data) den organisatorischen Arbeitsschutz verbessern (O)
  • der personelle Arbeitsschutz (P) u. a. durch Exoskelette als persönliche Schutzausrüstung erweitert werden.

 

Mit ChatGPT und Co. zu erhöhter Sicherheit

Der ifaa-Experte ergänzt, dass auch KI und die darauf basierenden Transformermodelle, sogenannte GPTs wie ChatGPT von OpenAI, Gemini von Google oder Luminous von Aleph Alpha unbedingt für den Arbeitsschutz in Betracht gezogen werden sollten: „Wie in anderen Arbeitsbereichen auch kann eine KI, die auf die Verarbeitung natürlicher Sprache spezialisiert ist und große Informationsmengen verarbeiten kann, die Verantwortlichen im Arbeitsschutz unterstützen und zeitintensive Aufgaben übernehmen.“

Beispiele sind Informations-Recherchen, Datenverarbeitung oder Textgenerierung (bspw. von Reports, Unfallberichten oder Gefährdungsbeurteilungen etc.). „KI hat die Fähigkeit, wiederholende Aufgaben zu automatisieren. Im Bereich des Arbeitsschutzes zähle ich dazu insbesondere kontinuierliche Analysen, regelmäßige Datenüberwachung, zyklische Erstellung von Reports oder die Beantwortung von fachlichen Fragen ”, so Terstegen weiter.

KI – hilfreiche Unterstützung in der Dokumentation

Terstegen pickt die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung als einen wichtigen Baustein für den betrieblichen Arbeitsschutz heraus: „Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Gefährdungsbeurteilungen für das Personal und für alle Arbeitsplätze durchgeführt und dokumentiert werden müssen.“ Die manuelle Dokumentation ist allerdings zeitintensiv und aufwendig. Terstegen weiter: „Die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung ist letztendlich ein regelbasierter und häufig auftretender Prozess. Mithilfe von IT und KI können relevante Betriebsdaten automatisch erfasst und analytisch zur Erstellung einer Gefährdungsbeurteilung verarbeitet werden.“

Diese und weitere Anwendungsmöglichkeiten der KI im betrieblichen Arbeitsschutz stellt ifaa-Experte Sebastian Terstegen in seinem Impulsvortrag im Rahmen des 5. Thüringer Arbeitssicherheitssymposiums „Die Zukunft der Arbeitssicherheit – bekannte Ansprüche und neue Herausforderungen“ am 11. September 2024 in Jena vor*.

Für weitere Informationen zum Thema wenden Sie sich bitte an Christine Molketin unter c.molketin(at)ifaa-mail.de. Gerne vermitteln wir Interviews, Impulsvorträge oder Fachartikel mit bzw. von unseren Experten.

*https://die-tuev-akademie.de/thueringer-arbeitssicherheitssymposium-2024-thass

Christine Molketin Mitarbeiterin Administration Public Relations Services ifaa

Christine Molketin M.A.

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: +49 211 542263-26