Psychische Störungen

Zahlen, Daten, Fakten

Inhalt

Wer an einer psychischen Störung leidet, erlebt keine schlechte Phase, die nach einiger Zeit »von allein« vergeht. Psychische Störungen wirken sich oft gravierend auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit aus (Weiterführende Informationen finden sich bspw. beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen).
Psychische Störungen werden anhand von über 500 Bezeichnungen klassifiziert, die sich hinsichtlich ihrer Erscheinungsform und ihrer Auswirkungen unterscheiden. Die »Internationale Klassifikation von Krankheiten« (International Classification of Diseases, ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird zur Diagnosestellung verwendet.
Psychische Störungen sind keine Randerscheinungen: Mehr als jeder vierte Erwachsene ist mit einer psychischen Störung innerhalb von 12 Monaten konfrontiert (Jacobi et al. 2014).

Welche Bedeutung haben psychische Störungen für die Arbeitswelt?

Nehmen psychische Störungen wirklich zu?

Wie entstehen psychische Störungen?

Welches sind die häufigsten psychischen Störungen?

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Faktencheck | 3 Seiten | PDF

Welche Bedeutung haben psychische Störungen für die Arbeitswelt?

Die Bedeutung psychischer Störungen im Hinblick auf die Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr 2023 fiel für die betrachteten Krankenkassen ähnlich hoch aus. Bei der Techniker Krankenkasse (Gesundheitsreport 2024) belegten psychische Störungen Platz zwei im Hinblick auf die Fehlzeiten. Der Blick auf betroffene Personen — AU-Fälle — ergibt mit 6,8 (bei Männern) und 11,2 (bei Frauen) Fällen je 100 Versicherungsjahren, dass vergleichsweise wenige Personen hohe Ausfallzeiten verursachen.
Bei der DAK (Gesundheitsreport 2024) verursachten psychische Störungen 16,1 Prozent des Krankenstandes und lagen damit auf Platz drei. In Bezug auf die AU-Fälle zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Daten der Techniker Krankenkasse: Der Anteil psychischer Störungen an den AU-Fällen liegt mit 4,9 % auf Platz 8 der 10 wichtigsten Krankheitsarten.

Welche Relevanz haben psychische Störungen für die Metall- und Elektroindustrie?

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    Der Faktencheck fasst die wesentlichen Ergebnisse für die Metall- und Elektroindustrie zusammen.

Nehmen psychische Störungen wirklich zu?

Groß angelegte wissenschaftliche Studien zeigen ein relativ stabiles Bild der Auftretenshäufigkeit psychischer Störungen, wohingegen die Krankenkassen in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme verzeichnen. Ein Erklärungsansatz für diesen vermeintlichen Widerspruch ist eine Änderung der Kontextfaktoren. Dies zeigt sich zum Beispiel darin, dass sich das persönliche Bewusstsein für psychische Störungen erhöht hat, und die Menschen eher psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen (vgl. Jacobi 2021). Ebenso ziehen Hausärzte, die oft den ärztlichen Erstkontakt darstellen, mittlerweile schneller eine psychische Störung in Betracht. So werden Krankheiten, die früher zum Beispiel als Rückenleiden diagnostiziert wurden, jetzt vielleicht eher psychischen Auslösern zugeordnet. 
Die COVID 19-Pandemie hat sich nachteilig auf das psychische Gleichgewicht vieler Kinder und Jugendlicher ausgewirkt - die Folgen sind teilweise bis heute spürbar. Hinzu kommt, dass die enormen Einschränkungen während der Pandemie bei einigen Kindern und Jugendlichen zu Lernrückständen geführt haben, soziale Kompetenzen nicht ausreichend gefördert wurden. Dies kann zu einer schwierigeren Integration in Schule oder Arbeitsmarkt derjenigen beitragen, die besonders schwer von den Auswirkungen der Pandemie betroffen sind und waren. 

Wie entstehen psychische Störungen?

Verschiedene Faktoren müssen zusammenkommen, damit eine psychische Störung entsteht. In der Fachwelt herrscht mittlerweile Konsens, dass Menschen aufgrund genetischer Faktoren unter­ schiedlich »anfällig« für die Entwicklung psychischer Störungen sind. Kommen bei einem Menschen mit hoher Anfälligkeit weitere Risikofaktoren hinzu, ist die Entstehung einer psychischen Störung wahrscheinlich. Risikofaktoren sind z. B.:

  • gestörte psychosoziale Entwicklung (keine Vermittlung von Sicherheit, fehlende Vorbilder, unzureichende Möglichkeiten zum Erlernen sozialer Verhaltensweisen),
  • schwerwiegende Erlebnisse (z. B. Erfahren von Gewalt, Tod einer Bezugsperson, Trennung, Erkrankung, Geburt),
  • gestörte Stoffwechselprozesse im Gehirn.
  • Catharina Stahn Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa

    Auch wenn durch das Internet Informationen schnell und leicht verfügbar sind, existieren immer noch Vorurteile gegenüber Menschen mit psychischen Störungen: Etwa, dass es sich um Simulanten handelt oder nur schwache Menschen davon betroffen sind. Dies trifft nicht zu, zeigt aber, dass hier noch Aufklärungs­arbeit geleistet werden muss. Den meisten Menschen fällt es leichter, eine körperliche Erkrankung und ihre Auswirkungen zu akzeptieren. Psychische Störungen sind für Außenstehen­de oft nicht so gut greifbar. Für die Betroffenen ist eine psychische Störung oft mit Schamgefühlen verbunden.

Welches sind die häufigsten psychischen Störungen?

Folgende psychische Störungen kommen am häufigsten vor:

  • Angststörungen
  • Depression
  • Substanzmissbrauch und Abhängigkeiten

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Ihre Ansprechpartnerin

Catharina Stahn Wissenschaftliche Mitarbeiterin Fachbereich Arbeits- und Leistungsfähigkeit ifaa

Dr. phil.
Catharina Stahn

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Telefon: +49 211 542263-31

Literatur

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). https://www.bdp-verband.de/. Zugegriffen: 20. Februar 2023

BKK Dachverband, Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) (Hrsg) (2015) Psychisch krank im Job. Verstehen. Vorbeugen. Erkennen. Bewältigen. https://www.bkk-dachverband.de/fileadmin/user_upload/BKK_DV_Broschuere_Psychisch_krank_im_Job.pdf. Zugegriffen: 20. Februar 2023

DAK Gesundheitsreport 2023. Analyse der Arbeitsunfähigkeiten. Gesundheitsrisiko Personalmangel: Arbeitswelt unter Druck. https://caas.content.dak.de/caas/v1/media/34600/data/3bf3cdb115a277d604678cf6e8661d0b/gesundheitsreport2023-ebook.pdf. Zugegriffen: 20. Juli 2023

Dilling H, Monbour W, Schmid MH (1991) ICD­10. Hans Huber, Bern

Jacobi F (2021) Nehmen psychische Krankheiten zu? Gehirn & Geist (3): 42–43

Jacobi F, Höfler M, Strehle J,DAK-Gesundheit (2023) Mack S, Gerschler A, Scholl L, Busch MA,Maske U, Hapke U, Gaebel W, Maier W, Wagner M, Zielasek J, Wittchen HU (2014) Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1­MH). Nervenarzt 85(1):77–87

Techniker Krankenkasse (Hrsg) (2023) Gesundheitsreport 2023 – Wie geht’s Deutschlands Studierenden?
https://www.tk.de/resource/blob/2149886/e5bb2564c786aedb3979588fe64a8f39/2023-tk-gesundheitsreport-data.pdf. Zugegriffen: 18. Juli 2023