ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

ZAHLEN | DATEN | FAKTEN

Mehr Klimaschutz und Wohlstand

Nachhaltiges Produktivitäts­management berücksichtigt ökonomische, ökologische und soziale Aspekte. Mit Hilfe der Kohlen­dioxid­produktivität als Optimierungs­größe lässt sich die Effektivität und Effizienz des Ressourcen­einsatzes messen, vergleichen und steuern. Durch die Optimierung dieser Zielgröße werden Klima­schutz- und Wohl­stands­ziele gleicher­maßen berücksichtigt. Im Beitrag wird die globale, nationale und betriebliche Situation mit Zahlen, Daten und Fakten beleuchtet. Zudem werden Empfeh­lungen für eine erfolgreiche Entwicklung gegeben.

ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Jetzt lesen!

Faktenblatt | 6 Seiten | PDF | 385 kB

Aufgabenstellung

Aufgrund der Angst vor den Folgen des Klimawandels fordern Akteure aus Politik und Gesellschaft mehr für den Klimaschutz zu tun, um die Zukunft folgender Genera­tionen nicht zu gefährden. Gleich­zeitig soll aber auch der Wohlstand der Menschen erhalten oder ausgebaut werden. Daraus ergibt sich die Forderung nach einem nachhaltigen Produk­tivitäts­manage­ment.

Im Produk­tivitäts­manage­ment geht es darum, einen angestrebten Output von Gütern und Dienst­leistungen zur Bedürfnis­befriedigung im Verhältnis zu den dafür eingesetzten Input­faktoren (z. B. Mensch, Maschine, Material, Energie) zu optimieren. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Zusam­menhang ein Handlungs­prinzip, bei dem eine dauerhafte Bedürfnis­befriedigung durch die Bewahrung der eingesetzten Ressourcen sichergestellt werden soll.

Im politischen Fokus steht aktuell die Forderung nach der Reduzierung von Treib­haus­gasen, die das Umweltsystem der Erde gefährden. Die Kohlen­dioxid­emissionen haben mit fast 90 % den größten Anteil an den von Menschen erzeugten Treib­haus­gasen.

Kohlendioxid entsteht vor allem bei Verbrennungs­prozessen. Diese können mit fossilen (z. B. Öl, Kohle, Gas) oder regenerativen (z. B. Holz) Brenn­stoffen erfolgen. Daneben existieren noch weitere Treib­haus­gase, wie beispielsweise Methan. Für eine Bilanzierung von Treib­haus­gas­emissionen auf globaler, staatlicher oder organisatorischer Ebene werden alle Treib­haus­gase in äquivalenten Kohlen­dioxid­mengen ausgedrückt.

Soll der Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Wohlstand aufgelöst werden, ist eine gleichrangige Beachtung beider Ziel­setzungen notwendig. Dies kann durch ein ausgewogenes Zielsystem (Balanced Scorecard) sowie Zielgrößen in Form von Verhältnis­kennzahlen (z. B. CO2-Produktivität) erfolgen. Nachhaltig verbessert werden kann nur das, was auch gemessen wird. Für die Planung und Erfolgs­kontrolle von Strategien und Maßnahmen sind also Kennzahlen erforderlich. Dies gilt auch für Wirtschafts- und Klima­schutz­strategien. Egal ob auf politischer, gesellschaft­licher oder betrieblicher Ebene. Hierzu bieten sich die CO2-Produktivität sowie die Human­produktivität an.

CO2-Produktivität

Ein gemeinsames Ziel aus ökologischer und ökonomischer Perspektive ist der möglichst effiziente und schonende Einsatz von knappen und kosten­verursachenden Ressourcen. Für die wirtschaftliche Leistungs­erstellung sind dies die Ressourcen Mensch, Maschine, Material und Energie. Aus der Perspektive des Klimaschutzes steht die Reduzierung von eingesetzter Energie im Fokus, bei deren Erzeugung oder Nutzung Kohlendioxid als Emission freigesetzt wird. Energie wird für die Erstellung von Gütern und Dienst­leistungen benötigt, die einen bestimmten monetären Wert haben.

Mit den geschilderten Zusammen­hängen lässt sich eine Kennzahl »CO2-Produktivität (CO2P)« definieren. Diese setzt den Wohlstand, gemessen an der monetär bewerteten Wertschöpfung (Output) in ein Verhältnis zu den als Input eingesetzten, klima­schädlichen Ressourcen (Rohstoffe, Energie), die mit den emittierten Kohlen­dioxid­mengen bewertet werden:

Gleichung. CO2P gleich Wertschöpfung WS (Wert) geteilt durch Kohlendioxid-Emission CO2E (Menge). ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Mit dieser Kennzahl lassen sich ökonomische und ökologische Aspekte verbinden. Sie ist ein Leistungs­indikator für die Effizienz des Ressourcen­einsatzes — unabhängig von Konjunktur-, Bevölkerungs- oder Beschäftigungs­veränderungen. Diese können Veränderungen der absoluten Emissions­werte verursachen, die jedoch keine Rückschlüsse auf die Effektivität und Effizienz des Ressourcen­einsatzes zulassen. Die CO2-Produktivität kann zudem relativ einfach auf unter­schiedlichen Ebenen (Welt, Region, Länder, Sektoren, Unternehmen) ermittelt werden.

In Deutschland wurde von der Politik ein neues Ministerium für Wirtschaft und Klimaschutz deklariert. Dadurch soll zum Ausdruck gebracht werden, dass wirtschaftliche und klima­schutz­bezogene Interessen gleichrangig verfolgt werden sollen. Für ein solches Ministerium müsste die CO2-Produktivät der deutschen Wirtschaft eine wichtige Zielgröße und Kennzahl zur Erfolgs­messung der politischen Arbeit darstellen.

Humanproduktivität

Der Wohlstand von Menschen innerhalb eines Systems (Region, Staat, Unternehmen) kann durch den Wert der pro Kopf zur Verfügung stehenden Güter und Dienst­leistungen gemessen werden. Wohlstand muss erst durch Wert­schöpfung erarbeitet bzw. erwirtschaftet werden. Unabhängig von der Verteilung des Wohlstands innerhalb eines Systems, lässt sich ein durch­schnittlich pro Mensch verfügbarer Wohlstand innerhalb eines Systems berechnen. Dieser ergibt sich aus der realisierten Wert­schöpfung im Verhältnis zu der Anzahl Menschen, die einem System zugeordnet werden. Dieser Wert ist gleichzeitig ein Maß für die Human­produktivität (HP) eines Systems:

Gleichung. HP gleich Wertschöpfung WS (Wert) geteilt durch Menschen M (Menge). ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Von der Human­produktivität zu unterscheiden ist die in amtlichen Statistiken ausgewiesene Arbeits­produktivität. Diese dient zur Bewertung der Wettbewerbs­fähigkeit der arbeitenden Menschen innerhalb eines Systems. Aufgrund des sinkenden Anteils der Erwerbs­tätigen in Gesellschaften lässt diese keinen Rück­schluss auf den Wohlstand und die Leistungs­fähigkeit des Gesamtsystems zu. Die Arbeits­produktivität ist lediglich ein Leistungs­indikator für ein Teilsystem, nämlich die Teilmenge der Erwerbstätigen. In Deutschland machte diese Gruppe 2022 etwa 54 Prozent der Bevölkerung aus [7]. Die Human­produktivität setzt die von dieser Teilgruppe realisierte Wertschöpfung ins Verhältnis zur Gesamt­bevölkerung. Bei Produktivitäts­kennzahlen für Unternehmen muss die Wert­schöpfung analog zu allen Beschäftigten ins Verhältnis gesetzt werden und nicht nur zu den direkt wert­schöpfenden Produktions­mitarbeitern.

Erfolgsformel

Um gleichzeitig mehr Wohlstand und Klimaschutz bei steigender Anzahl Menschen sicher­zustellen, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:

  1. CO2P-Wachstum > WS-Wachstum und
  2. HP-Wachstum > 0.

Damit wird erreicht, dass mit steigender Wert­schöpfung die absoluten CO2-Emissionen sinken und im Durch­schnitt ein höherer Wohlstand für alle Menschen möglich ist. Wie der Wohlstand auf einzelne Menschen verteilt wird, ist nicht Gegenstand dieses Faktenblatts.

Systemgrenzen

Die dargestellten Produktivitäts­kennzahlen können auf globaler, nationaler oder betrieblicher Ebene ermittelt werden. Wichtig ist, dass die zeitlichen und räumlichen System­grenzen in Zähler und Nenner definiert und identisch sind. Die Wert­schöpfung, Emissionen und Menschen müssen sich auf das gleiche System beziehen (Region, Staat, Branche, Unternehmen). Vor- oder nach­gelagerte Systeme sind eindeutig abzugrenzen. Dies ist ein Grund­prinzip konsistenter, ordnungs­gemäßer Bilanzierung. Nur wenn die Summe von Wert­schöpfung, Emissionen und Menschen von Teil­systemen mathematisch den Werten über­geordneter Systeme bzw. dem Gesamt­system Welt entspricht, ist dieses erfüllt.

Durch system­übergreifende Verflechtungen erfolgt die Wert­schöpfung nicht vollständig in einem System (Region, Staat, Unternehmen). Zur Ermittlung der geleisteten Wert­schöpfung sind deshalb von dem Wert der erzeugten Güter und Dienst­leistungen die von anderen Systemen bezogenen Vorleistungen abzuziehen.

Globale Situation

Nach Berechnungen der Vereinten Nationen (UN) hat die Weltbevölkerung am 15. November 2022 die Schwelle von acht Milliarden Menschen überschritten [10]. Im Jahr 1990 waren es noch 5,3 Milliarden Menschen. Das globale BIP zu jeweiligen Preisen betrug 2022 etwa 100 Billionen US$ [4]. Dies ging einher mit einer globalen CO2-Emission von etwa 37,1 Milliarden Tonnen [1].

Die Tabelle 1 enthält globale Kennzahlen für die Jahre 1990, 2020 und 2022 zum Vergleich:

Das globale BIP zu jeweiligen Preisen (nominal) wurde in der Tabelle näherungs­weise mit der Inflationsrate der USA als globale Leitwährung indexiert, wobei 2020 als Basisjahr angenommen wurde.

Auf Basis der Tabellenwerte können beispielsweise die prozentualen Veränderungen der Kennzahlen von 1990 bis 2022 ermittelt werden:

  • BIP real: + 98 %
  • Bevölkerung: + 51 %
  • Humanproduktivität: + 31 %
  • CO2-Emission: + 63 %
  • CO2-Produktivität: + 22 %
Tabelle 1 - Globale Kennzahlen (eigene Berechnungen aus [1], [2], [4], [5], [10]) - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Tab. 1: Globale Kennzahlen (eigene Berechnungen aus [1], [2], [4], [5], [10])

Will man die Erhöhung der Kohlendioxid-Emissionen verhindern, so muss die CO2-Produktivität mindestens um den gleichen Faktor wachsen, wie die Wert­schöpfung. Während das globale Brutto­inlands­produkt 1990 bis 2022 um etwa 98 Prozent gestiegen ist, wurde die globale CO2-Produktivität nur um etwa 22 Prozent erhöht. Die Folge davon ist eine Steigerung der globalen CO2-Emissionen um 14,3 Milliarden Tonnen (+ 63 Prozent).

Die aktuelle Entwicklung der Kennzahlen von 2020 bis 2022 zeigt eine fast unveränderte CO2-Produktivität, während das globale BIP real rund 4 Prozent gewachsen ist. Die Folge ist eine Erhöhung der globalen CO2-Emissionen um etwa 6 Prozent. Die Entwicklung in einzelnen Staaten ist dabei sehr unterschiedlich.

Die Tabelle 2 zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionen für ausgewählte Länder im Vergleich:

In Ländern mit steigenden CO2-Emissionen war das Wert­schöpfungs­wachstum größer als das CO2-Produktivitäts­wachstum. Solange die Emissions­steigerungen bestimmter Länder höher als die Reduzierungen anderer Länder sind, wird die globale CO2-Emission weiter steigen.

Tabelle 2 - Territoriale Emissionen ausgewählter Länder in Millionen Tonnen CO2 ([5]) - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Tab. 2: Territoriale Emissionen ausgewählter Länder in Millionen Tonnen CO2 ([5])

Nationale Situation

Deutschland hatte 2022 eine Bevölkerung von 84,4 Millionen Menschen [8]. Im Jahr 1990 waren es noch 79,8 Millionen. Das deutsche BIP zu jeweiligen Preisen lag 2022 bei 3.877 Milliarden Euro [7]. Dies ging einher mit einer nationalen Treibhausgas-Emission von etwa 746 Millionen Tonnen [9]. Der Anteil des Kohlendioxids an den Treibhausgasen betrug mit rund 666 Millionen Tonnen etwas mehr als 89 Prozent.

Die Treibhausgas-Emissionen teilten sich 2022 wie folgt auf einzelne Sektoren auf [9]:

  • 34,3 % Energiewirtschaft,
  • 22,0 % Industrie,
  • 15,0 % Gebäude,
  • 19,8 % Verkehr,
  • 8,3 % Landwirtschaft,
  • 0,6 % Abfallwirtschaft und Sonstiges.

Die Tabelle 3 enthält gerundete Kennzahlen für die Jahre 1990, 2020 und 2022 zum Vergleich:

Tabelle 3 - Kennzahlen Deutschland (eigene Berechnungen aus [3], [7], [8], [9]) - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Tab. 3: Kennzahlen Deutschland (eigene Berechnungen aus [3], [7], [8], [9])

Auf Basis der Tabellenwerte lassen sich folgende Veränderungen der Kennzahlen von 2022 gegenüber 2020 zu realen Preisen ermitteln:

  • BIP real: + 3,4 %
  • Bevölkerung: + 1,4 %
  • Humanproduktivität: + 1,9 %
  • CO2-Emission: + 2,9 %
  • CO2-Produktivität: + 0,4 %

Da das BIP in diesem Zeitraum stärker als die CO2-Produktivität gestiegen ist, hat sich die nationale CO2-Emission absolut um 19 Millionen Tonnen erhöht. Anzumerken ist, dass es in den Jahren 2020 bis 2022 besondere Einflüsse durch die Corona-Pandemie gab.

Über einen längeren Zeitraum von 1990 bis 2022 ist das deutsche BIP real um 61 Prozent gestiegen. Die CO2-Produktivität konnte im gleichen Zeitraum um etwa 155 Prozent erhöht werden, wodurch eine Reduzierung der nationalen CO2-Emissionen um 389 Millionen Tonnen (– 37 Prozent) möglich war.

Um die nationalen Emissionen zu senken, sind hohe Anstrengungen in allen Gesell­schafts­sektoren erforderlich. Die Tabelle 4 zeigt die Veränderungen der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland nach Sektoren aufgeschlüsselt:

Tabelle 4 - Treibhausgas-Emissionen in Millionen Tonnen für Sektoren in Deutschland ([9]) - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Tab. 4: Treibhausgas-Emissionen in Millionen Tonnen für Sektoren in Deutschland ([9])

Im Industriesektor konnten die Treibhausgas-Emissionen um mehr als 40 Prozent gesenkt werden. Die deutsche Industrie hat aktuell noch einen Anteil von etwa 0,4 Prozent an den globalen Emissionen.

Die Tabelle 5 zeigt einen Vergleich der deutschen CO2-Produktivität mit den globalen Zahlen für das Jahr 1990 und 2022.

Die deutsche CO2-Produktivität lag 1990 etwa 11 Prozent über dem globalen Durchschnitt. Sie konnte in den letzten drei Jahrzenten um den Faktor 2,5 verbessert werden. Die globale CO2-Produktivität hat sich dagegen nur um den Faktor 1,2 verbessert. Deutschland hat somit im internationalen Vergleich eine über­durch­schnittliche CO2-Produktivitäts­steigerung realisiert. Der deutsche CO2-Produktivitäts­wert war dadurch im Jahr 2022 mehr als doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt.

Tabelle 5 - Vergleich CO2-Produktivitätskennzahlen aus Tabelle 1 und Tabelle 3 in US$ pro Tonne CO2 - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Tab. 5: Vergleich CO2-Produktivitätskennzahlen aus Tabelle 1 und Tabelle 3 in US$ pro Tonne CO2

Betriebliche Situation

Die globale und die nationale Situation bilden die Rahmen­bedingungen, in denen sich einzelne Unternehmen bewegen. Trotz steigender globaler und nationaler Bevölkerungs­zahl klagen viele Betriebe in Deutschland über einen Arbeits- und Fach­kräfte­mangel. Die Anzahl potenziell verfügbarer Arbeitskräfte sagt nichts über die Produktivität von Unternehmen aus. Diese wird allein über die Effektivität und Effizienz der Leistungs­prozesse bestimmt. Durch eine höhere Produktivität kann der Arbeits- und Fach­kräfte­mangel reduziert werden. Ebenso lassen sich durch eine höhere Produktivität der Bedarf an anderen knappen Ressourcen (Rohstoffe, Energie) und damit auch die Kosten der Wert­schöpfung reduzieren. Jede Einsparung von Ressourcen ist zudem mit einer Reduzierung von CO2-Emissionen verbunden. Dadurch wird automatisch auch Klimaschutz betrieben.

Mit Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in nationales Recht, werden viele Unternehmen zukünftig verpflichtet jährlich einen Nachhaltig­keits­bericht zu erstellen. Darin sollen Angaben zum Klimaschutz und damit zu CO2-Emissionen enthalten sein. Zusammen mit den bereits vorge­schriebenen wirtschaft­lichen Daten im Jahresabschluss liegen die Basisdaten zur Ermittlung der CO2-Produktivität auch auf Unter­nehmens­ebene vor.

Die Abbildung 1 zeigt eine CO2-Bilanz auf betrieblicher Ebene, mit der auch eine Aussage zur CO2-Produktivität vorliegt:

Die dargestellte Bilanz berücksichtig in Anlehnung an das Greenhouse-Gas-Protocol direkte Emissionen des Scope 1 sowie indirekte Emissionen des Scope 2 und liefert die Grundlage zur Berechnung einer CO2-Produktivität.

Abbildung 1 - Beispiel für eine betriebliche CO2-Bilanz - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Abb. 1: Beispiel für eine betriebliche CO2-Bilanz

Nachhaltiges Produktivitäts­management

Gegenstand eines »Nachhaltigen Produktivitäts­managements« ist die kontinuierliche Verbes­serung der Effektivität und Effizienz von Wert­schöpfungs­prozessen bei gleich­zeitiger Beachtung wirtschaftlicher, umweltbezogener und sozialer Zielsetzungen.

Eine Produktivitäts­steigerung kann grundsätzlich durch drei Maßnahmen erfolgen:

  1. Reduzierung der Ressourcen­verschwendung: z. B. Eliminierung nichtwert­schöpfende und kohlen­dioxid­emittierende Prozesse und Aktivitäten.
  2. Ressourcen­tausch: z. B. Einsatz kosten- und emissions­reduzierter Materialien und Energieträger.
  3. Technik­verbesserung: Nutzung verbesserter Anlagen­technik mit höherer Leistung bei geringeren Kosten und Emissionen.

Ein nachhaltiges Produktivitäts­management umfasst folgende Aufgaben (Abbildung 2):

  • Produktivitäts­messung,
  • Produktivitäts­analyse,
  • Produktivitäts­planung und -steuerung,
  • Produktivitäts­verbesserung,
  • Produktivitäts­überwachung.

Eine zentrale Bedeutung für alle Aktivitäten hat die Produktivitäts­messung mit Hilfe von Produktivitäts­kennzahlen wie sie vorgestellt wurden. Diese ermöglichen eine realistische und zielgerichtete Analyse, Planung, Verbesserung sowie kontinuierliche Soll-Ist-Überwachung der Produktivitäts­entwicklung.

Abbildung 2 - Regelkreis des Produktivitätsmanagements - ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Abb. 2: Regelkreis des Produktivitätsmanagements

Fazit und Ausblick

In Politik, Gesellschaft und Wirtschaft hat der Klimaschutz an Bedeutung gewonnen. Damit Maßnahmen zum Klimaschutz erfolgreich sind, müssen sie auch wirtschaft­liche sowie soziale Aspekte berück­sichtigen und technisch machbar sein.

Die praktische Erfahrung zeigt, das umfangreiche Transfor­mationen auf betrieblicher oder gesell­schaft­licher Ebene Zeit, Ausdauer und eine aus­reichende Motivation aller Beteiligten und Betroffenen erfordern. Transfor­mations­prozesse sind kein Sprint, sondern ein Marathon.

Eine per Zwang verordnete Trans­formation mit unrealistischen Zielen und einem extrin­sischen Motivations­ansatz, der auf einer Forderung von Verzicht durch Erzeugung von Angst oder Panik sowie Bestrafung bei fehlender Ziel­erreichung basiert, ist zum Scheitern verurteilt. Zur Motivation sind Ansätze, die auf einer Belohnung durch Befriedigung von individuellen Bedürf­nissen basieren, besser geeignet.

Von der Führung in Politik und Wirtschaft werden häufig »Null-Ziele« definiert. Beispiele hierfür sind Null-Fehler, Null- Unfälle, Null-Toleranz oder Null-Emission. In der Praxis werden diese jedoch nur selten erreicht. Sie stellen eher eine moralische Grund­satz­forderung oder langfristige Vision dar und sind Ausdruck eines dauer­haften Strebens nach Perfektion in Bezug auf eine bestimmte Zielgröße. Zur Aufrecht­erhaltung der Motivation müssen sie durch realistische und mit konkreten Maßnahmen erreichbare Zwischen­ziele operatio­nalisiert werden. Wichtig für die Aufrecht­erhaltung der Motivation ist, dass die Betroffenen und Beteiligten auch einen individuellen Nutzen und Erfolge ihrer eigenen Anstrengung und Arbeit erleben.

Wenn Gesetze und Zwangs­verordnungen auf unrealis­tischen Zielen basieren und zu einer Verschlech­terung der sozialen Situation und des Wohlstands führen, werden diese zu Demotivation, Gegen­reaktionen und sozialen Konflikten führen. Damit wird das langfristige Ziel gefährdet.

Die Meinung, dass ein Wachstum von Wirtschaft und damit Wohlstand zwangsläufig zu steigenden CO2-Emissionen führt, kann wissen­schaftlich widerlegt werden. Die Daten in diesem Faktenblatt zeigen, dass eine Entkopplung von CO2-Emissionen und Wirtschafts­wachstum möglich ist. Deutschland ist dafür ein gutes Beispiel. Obwohl die Wirtschafts­leistung seit 1990 um etwa 61 % gewachsen ist, haben sich die CO2-Emissionen um rund 37 % reduziert. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in einer Steigerung der CO2-Produktivität um den Faktor 2,5.

Zur Erfolgs­messung und -steuerung bieten sich Produktivitäts­kennzahlen, wie die Human­produktivität und die CO2-Produktivität an. Sie können für beliebige Systeme von Unternehmen bis globaler Wirtschaft ermittelt werden. Sie Verknüpfen Wohlstands- und Klima­schutz­interessen. Sie zeigen Potenziale, Zusammen­hänge und die zeitliche Entwicklung auf. Daraus können faktenbasierte Schluss­folgerungen für Strategien, Maßnahmen und Ent­scheidungen gezogen werden.

Bei wirtschaftlichem Wachstum, Produktivität und CO2-Emissionen existieren auf Länder-, Sektor- und Unternehmens­ebene zum Teil große Unterschiede. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Praktische Erfahrungen im Produktivitäts­management zeigen, dass am Anfang hohe Verbesserungen mit geringem Aufwand möglich sind. Mit zunehmendem Produktivitäts­niveau steigt jedoch der Aufwand für Verbesserungen. Es macht deshalb Sinn, das aktuelle Produktivitäts­niveau laufend zu bewerten und sich auf die Bereiche bzw. Systeme mit dem geringsten Produktivitäts­niveau und höchstem Einspar­potenzial zu konzentrieren.

Die Zahlen zeigen, dass die CO2-Emissionen in einigen Staaten und Sektoren stark reduziert werden konnten. Weitere Reduzierungen haben in diesen jedoch immer weniger Einfluss auf die aktuell noch negative globale Gesamt­entwicklung. Die weitere Entwicklung wird zukünftig von Ländern, Sektoren und Unternehmen bestimmt, deren jährliche CO2-Emissionen bisher nicht reduziert wurden, sondern im Gegenteil – weiterhin mit hohen Raten wachsen. Ob es gelingt, bei diesen eine Trend­umkehr zu erreichen, hängt von der wirtschaftlichen und technischen Machbarkeit sowie Motivation zur Trendumkehr ab. Erforderliche Investitionen und Anstrengungen zur Trans­formation müssen attraktiv für die betroffenen Akteure sein. Dabei können positive Praxis­beispiele helfen. Beispiele, in denen eine CO2-Reduktion zu Wohl­stands­verlust geführt hat, sind jedoch nicht hilfreich.

Literatur

[1] Friedlingstein P, Zeke H (2022) Analyse: Globale CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen erreichen 2022 Rekordhoch. Nov 11, 2022. Abgerufen am 12.06.19 unter: https://www.weforum.org/agenda/2022/11/global-co2-emissions-fossil-fuels-hit-record-2022

[2 Statista (2023). USA: Inflationsrate von 1981 bis 2022 und Prognosen bis 2028(gegenüber dem Vorjahr). Abgerufen am 11.09.23 unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/165718/umfrage/inflationsrate-in-den-usa

[3] Statista (2023). Inflationsrate in Deutschland von 1950 bis 2020. Abgerufen am 11.09.23 unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4917/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-seit-1948

[4] Statista (2023). Weltweites Bruttoinlandsprodukt (BIP) in jeweiligen Preisen von 1980 bis 2022 und Prognose bis 2028. Abgerufen am 11.09.23 unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159798/umfrage/entwicklung-des-bip-bruttoinlandsprodukt-weltweit

[5] Global Carbon Atlas (2024). Abgerufen am 04.09.24 unter: https://emissions.globalcarbonatlas.org/index.php

[6] Statistisches Bundesamt (2023). Tabellen: Internationale Statistiken zu allen UN-Staaten der Welt nach Kontinent sortiert. Abgerufen am 25.10.23 unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/_inhalt.html

[7] Statistisches Bundesamt (2023). Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen. Abgerufen am 11.09.23 unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Volkswirtschaftliche-Gesamtrechnungen-Inlandsprodukt/_inhalt.html#227270

[8] Statistisches Bundesamt (2023). Bevölkerung nach Gebietsstand (seit 1990). Abgerufen am 11.09.23 unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Tabellen/liste-gebietstand.html#249750

[9] Umweltbundesamt (2023). Emissionsübersichten nach Sektoren des Bundesklimaschutzgesetzes 1990 bis 2022. Abgerufen am 11.09.23 unter: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/treibhausgas-emissionen

[10] UN-Bevölkerungsabteilung (UNPOP) (2022) World Population Prospects. Abgerufen am 11.09.23 unter: https://population.un.org/wpp

Jetzt lesen!

Faktenblatt | 6 Seiten | PDF | 385 kB

Unsere Empfehlungen

NEUifaa Checkliste Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit

Checklisten/Handlungshilfen

Die Checkliste hilft bei der ganzheitlichen Gestaltung der Nachhaltigkeit von Unternehmen und liefert eine Übersicht über Situation und Potenziale.

Merken
NEUifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltigkeit 29.06.2020

Nachhaltigkeit in Zahlen

Zahlen/Daten/Fakten

In dem Faktenblatt werden die Grundlagen, die globale, nationale und betriebliche Situation und das Manage­ment von Nachhaltig­keit dargestellt.

Merken
ifaa Zahlen Daten Fakten New Industrial Engineering

New Industrial Engineering

Zahlen/Daten/Fakten

New Industrial Engineering unter Berücksichtigung der Anforderungen neuer Arbeitswelten. Ziele, Aufgaben, aktuelle Situation und Handlungsfelder.

Merken

Ihr Ansprechpartner

ifaa Zahlen Daten Fakten Nachhaltiges Produktivitätsmanagement

Dipl.-Wirt.Ing.
Olaf Eisele

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Telefon: +49 211 542263-36

E-Mail schreiben
Olaf Eisele Wissenschaftlicher Mitarbeiter Fachbereich Unternehmensexzellenz ifaa