
Psychische Störungen
Zahlen, Daten, Fakten
Inhalt

Wer an einer psychischen Störung leidet, erlebt keine schlechte Phase, die nach einiger Zeit »von allein« vergeht. Psychische Störungen wirken sich oft gravierend auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit aus (Zahlen, Daten und Fakten finden sich beim Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen; BKK Dachverband und BApK 2015; Jacobi et al. 2014). Psychische Störungen werden anhand von über 500 Bezeichnungen klassifiziert, die sich hinsichtlich ihrer Erscheinungsform und ihrer Auswirkungen unterscheiden. Die »Internationale Klassifikation von Krankheiten« (International Classification of Diseases, ICD10) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird zur Diagnosestellung verwendet. Psychische Störungen sind keine Randerscheinungen: Mehr als jeder vierte Erwachsene ist mit einer psychischen Störung innerhalb von 12 Monaten konfrontiert (Jacobi et al. 2014).
Welche Bedeutung haben psychische Störungen für die Arbeitswelt?
Nehmen psychische Störungen wirklich zu?
Welche Bedeutung haben psychische Störungen für die Arbeitswelt?
Die Bedeutung psychischer Störungen im Hinblick auf Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr 2018 fiel — je nach Bericht der Krankenkassen — unterschiedlich groß aus. Standen bei der Techniker Krankenkasse psychische Störungen erstmals geschlechtsüber greifend auf Platz 1 der Diagnosegruppen (Gesundheitsreport 2019; vgl. Abb. 1), war bei der DAK (DAK Gesundheit 2019) erstmals seit dem Jahr 2006 ein Rückgang der Fehltage aufgrund psychischer Störungen zu verzeichnen. Sie belegten nach den MuskelSkelettErkrankungen und Erkrankungen des Atmungssystems Platz 3 der Arbeitsunfähigkeitstage. Im Vergleich zu anderen Erkrankungen sind eher wenige Personen von einer psychischen Störung betroffen. Kommt es aber zu einer psychischen Störung, resultieren daraus in der Regel viele Fehltage und entsprechende Produktionsausfälle. Daher sind psychische Störungen für die Arbeitswelt ein relevantes Thema.
Welche Relevanz haben psychische Störungen für die Metall- und Elektroindustrie?
Nehmen psychische Störungen wirklich zu?
Erstmals seit dem Jahr 2006 ist die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage bei Versicherten der DAK aufgrund psychischer Störungen gesunken. Ob sich dieser Trend fortsetzt und auch für Versicherte anderer Krankenkassen gilt, werden die nächsten Jahre zeigen. Dann sollten auch Schlussfolgerungen für zum Beispiel (betriebliche) Präventionsmaßnahmen gezogen werden. Die Frage, ob psychische Störungen insgesamt zunehmen, ist aufgrund der aktuellen Datenlage nicht eindeutig zu beantworten. Geändert haben sich Kontextfaktoren, zum Beispiel, dass Hausärzte, die oft den ärztlichen Erstkontakt darstellen, mittlerweile schneller eine psychische Störung in Betracht ziehen. So werden Krankheiten, die früher zum Beispiel als Rückenleiden diagnostiziert wurden, jetzt vielleicht eher psychischen Auslösern zugeordnet. Weiterhin hat sich die Akzeptanz psychischer Störungen und Probleme erhöht, besonders bei jüngeren Männern
Wie entstehen psychische Störungen?
Verschiedene Faktoren müssen zusammenkommen, damit eine psychische Störung entsteht. In der Fachwelt herrscht mittlerweile Konsens, dass Menschen aufgrund genetischer Faktoren unter schiedlich »anfällig« für die Entwicklung psychischer Störungen sind. Kommen bei einem Menschen mit hoher Anfälligkeit weitere Risikofaktoren hinzu, ist die Entstehung einer psychischen Störung wahrscheinlich. Risikofaktoren sind z. B.:
- gestörte psychosoziale Entwicklung (keine Vermittlung von Sicherheit, fehlende Vorbilder, unzureichende Möglichkeiten zum Erlernen sozialer Verhaltensweisen),
- schwerwiegende Erlebnisse (z. B. Erfahren von Gewalt, Tod einer Bezugsperson, Trennung, Erkrankung, Geburt),
- gestörte Stoffwechselprozesse im Gehirn.
Welches sind die häufigsten psychischen Störungen?
Folgende psychische Störungen kommen am häufigsten vor:
- Angststörungen
- Depression
- Substanzmissbrauch und Abhängigkeiten
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Ihre Ansprechpartnerin
Dr. phil.
Catharina Stahn
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Telefon: +49 211 542263-31
Telefax: +49 211 542263-37
Literatur
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). www.bdpverband.de. Zugegriffen: 14. Februar 2019
BKK Dachverband, Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker (BApK) (Hrsg) (2015) Psychisch krank im Job. Verstehen. Vorbeugen. Erkennen. Bewältigen. www.bkkdachverband.de/fileadmin/user_upload/BKK_Dach_Broschure_Psychisch_FINALE_WEBDATEI_alles.pdf. Zugegriffen: 18. Februar 2019
DAKGesundheit (2019) DAKGesundheitsreport 2019. https://www.dak.de/dak/download/dakgesundheitsreport2019suchtpdf2073718.pdf. Zugegriffen: 6. September 2019
Dilling H, Monbour W, Schmid MH (1991) ICD10. Hans Huber, Bern
Jacobi F, Höfler M, Strehle J, Mack S, Gerschler A, Scholl L, Busch MA,Maske U, Hapke U, Gaebel W, Maier W, Wagner M, Zielasek J, Wittchen HU (2014) Psychische Störungen in der Allgemeinbevölkerung. Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland und ihr Zusatzmodul Psychische Gesundheit (DEGS1MH). Nervenarzt 85(1):77–87
Techniker Krankenkasse (Hrsg) (2019) Gesundheitsreport 2019 Arbeitsunfähigkeiten. https://www.tk.de/resource/blob/2060908/b719879a6b6ca54c1f2ec600985fb616/gesundheitsreportau2019data.pdf. Zugegriffen: 5. September 2019